Mittelalterliches Fernweh ins Tantra
Aryafrau´s selbst erfundener Versuch, in Indien die mittelalterlichen Tantra-Tempel zu verstehen. Es wird kein Anspruch auf Richtigkeit der Bilder gelegt: die geschichtlichen, kulturellen, architektonischen, geographischen Bilder nehmt bitte nicht wörtlich.
Dieser selbst erfundene Text wurde von Aryafrau aus einem alten frühdeutschen Manuskript ins moderne Deutsch laienhaft übertragen – jedoch ohne gediegene Kenntnisse der alten Sprache und der alten Lebensarten.
März 2014
(über die Bilder seht Fußnote 1)
(über die Bilder seht Fußnote 1)
1) Die Stimmung im Shiva-Tempel
. . .
auf einer armlangen Bansuri-Querflöte spielt Chaurasia alte Melodien.
Die leicht metallischen Schläge auf der Mŗdangam klingen in den
Sandstein-Gewölben nach, vielleicht ein wenig zu hart. Die Melodie ist zu Ende.
Und nur noch die Tamboura wird ein wenig angestrichen. Auch das verhallt. Nur noch
unser Atem, ein leichtes Knistern des Ritualfeuerchens und draußen das Fauchen
eines Nachtvogels.
Einige langsame Anschläge auf einer Laute,
ohne Rhythmus, selbstverständlich das Summen der Tamboura, dann setzt die Flöte
wieder ein. Und wird plötzlich stark und fast beherrschend, mit den
Mŗdangam-Schlägen, nun hart und dröhnend in den Hallen. Wir schlagen auf
unseren Knien den Takt der Mŗdangam, untermalt von der Bansuri.
Eine nach der anderen stehen wir auf, die
langen Gewänder beginnen unsere Interpretation des Taktes zu übernehmen. Und
Tanz, Tanz, Tanz, immer ekstatischer – oh, Khajuraho-Nächte. Ich kann es nicht
fassen, mir fehlt der Ausdruck. So geht es lange Zeit – Chandra, der volle Mond
wandert von einem Fenster zum nächsten und so weiter, bis der Untergang nicht
mehr lange dauert - und die Sonne sich dem Tempel Eingang nähert.
Nur noch eine Tamboura summt. Chaurasia
schnauft vor vergangener Anstrengung. Duftwolken steigen von den Feuern auf,
lila leuchtend, aus eigener Kraft leuchtend.
An der hinteren Wand der Altar das Gott-ähnliche –
Shiva, Männlich-Göttliches, das Gewaltige –
Shiva´s Lingam, Männlich-Göttliches. Dahinter Shiva´s Bild: das Dritte
Auge, Ajña, öffnet sich, und ein brennender Lichtstrahl, flackernd,
all-weltlich . . . es scheint mir, daß der Strahl meine Stirn
trifft . . . in heftiger Heiligkeit trifft . . .
(Fußnote 2)
Bild 2
Hariprasad Chaurasia(Fußnote 2)
2) So war es bisher: unser Weg
in die Weite
Im
feucht-grünen Wald, der Waldweg. Die rosa Zunge hängt aus dem Mäulchen. Ein
paar bunte Fliegen summen um den Leichnam des toten, gefleckten Kätzchens, und
ein paar schwarz-gelbe Käfer versuchen ihm unter den Leib zu kriechen. Ein
alter, toter, mit grünem Moos überwucherter Baumstamm liegt neben. Auf dem Moos
haben sich einige schwarz-grüne Falter hingesetzt, also, das Grün dieser
spitzflügeligen Falter ist eher blau-grün und schillert. Sie tauchen ihre
langen Rüssel zwischen die nassen Moosblättchen.
Oben in den dichten Bäumen ruft ein Affe „hu hu hu!“ Zwar sehe ich
die Affen-Herde, aber nicht den Hu-Schreier.
Unsere Gruppe geht langsam auf dem Schotterweg weiter, nur ein
paar mitleidige Worte über das Kätzchen.
Einige von uns Frauen tragen Beutel mit wertvollen Tanzkleidern,
andere unser Obst und ein paar Cocosnüsse. Auf einem Baum sitzt ein pelziges
Tier und schreit uns grell an.
Nun bin ich schon viele Jahre unterwegs, Sommer und Winter, als
junge Frau aus meiner Heimatstadt Bremen aufgebrochen. Irgendwie ohne Ziel.
Doch schon im Weserbergland, bei den Städtchen Rinteln und Hameln, schlossen
sich vier Frauen an, und langsam entwickelten sich Ideen von Zielen. Ja, wir
wollten in das Land Jeya-kabhukti wandern, weit im Süden, wo es eine sagenhafte
Kultur geben soll, TANTRA. Das war erstmal alles – angeregt von den nächtlichen Worten eines alten
Seemanns – in einer altbremischen
Kneipe.
Ja, hier im Vorraum des Tempels sind wir angekommen, doch des
Suchens, der Wege und Klettereien waren vorher viele. Der Irrwege, der geraden und
ungeraden Wegweisungen, Ratschläge, solche im Scherz und solche im vollen
Ernst.
Bild 3
TEMPLUM Kandaríya innenHier knien wir nun vor dem Allerheiligsten – dem Shiva-Lingam in der Nische des Allerheiligsten. Eine kleine, armlange Säule, in einer wohlgeformten Schale stehend.
Sehr, sehr wunderliches hatten wir gesehen, auf dem langen Weg,
und da wir uns sehr viel Zeit nahmen, und an manchen Orten lange blieben, fast
wie in einer Heimat, kamen wir erst nach einigen Jahren im Ländchen
Jeya-kabhukti an, ein kleines, reiches Königstum in der Mitte von dem Land, das
man Bharat nennt (in späteren Jahrhunderten nannten sie es auf Lateinisch INDIA).
Von meiner Heimatstadt Bremen ausgehend, zuerst allein entlang des
Weser-Flusses im Flachland, durchzogen wir die hessischen Grafschaften, immer
weiter in den Süden, der Wärme nahe kommend. Doch zuerst mussten wir die Alpen
durchbrechen, steile Handelspfade benutzend, und bald sprachen die Leute
deutsche Sprachen, die nicht immer leicht zu verstehen waren – bis wir
schließlich slowenische, italienische und andere Sprachen aus den Tälern jenseits
der Alpenberge hörten.
In Slowenien schloß sich uns eine große, blonde Frau an, Jelka.
Übrigens hießen die vier aus dem Weserbergland Eta, Gudrun, Susanne und Hannah. Hannah war unsere Künstlerin, sie malte und zeichnete die Bilder in diesem Bericht – und noch viel mehr. Und ich nannte mich Brema wegen meiner Herkunft. Die Nächte schliefen wir auf
den Waldböden. Einmal geschah es, daß uns ein paar Wölfe umkreisten, als wir am
Feuer zusammen saßen und auf die Stille der Nacht warteten. – Jelka hatte ein
Holzschnitt-Bild bei sich, auf dem etwas von dem Leben unserer Zeiten zu sehen war,
ich zeige es her, damit ihr einen kleinen Eindruck bekommen könnt über die
Zeiten damals.
Bild 4
der Fehldruck – die Haarpflege
„Hat mir ein Mann aus einer graphischen Werkstatt geschenkt, war
ein Fehldruck, sagte er.“
Ja, wir trafen oft Wölfe und andere Tiere, mehr oder weniger
furchterregend, doch jede von uns hatte einen derben Eichenknüttel, und sowas
macht Mut, hätte vielleicht sogar helfen können. Die Wölfe kamen nicht an´s
Lager, da wir das Feuer die ganze Nacht unterhielten – wie übriges die meisten
Nächte. Doch einer kam näher, beschnüffelte uns, was etwas fremd war, und legte
sich zu uns. Da merkten wir, es war ein großer Hund, ein Rüde, der ein leinenes
Halsband trug. Wir nannten ihn Bremo nach meiner Heimatstadt.
. . . oh, ist Bremen schon
weit weg, und ist alles lange her, daß ich eines Nachts aus der Schnoor-Straße,
aus der Seemanns-Kneipe aufbrach, um die Weite zu suchen – ohne Ziel und Plan.
Ja doch, eben Tantra, das Wunder.
Bremo . . . doch bald nannten wir ihn Bremmo, was sich
besser rufen ließ. – Sonntags suchten wir eine schöne Kirche, um am
Gottesdienst teilzunehmen, und da Gudrun einiges Latein konnte, verstand sie
Ritual und Predigt und tat uns Kunde davon. Außerdem war sie im Süden die Verbindung zu
den örtlichen Behörden, indem sie mit dem Pfarrer sprach – eben in Lateinisch.
Doch so war es nur fünf Monate. Denn dann wurde es mehr und mehr Griechisch,
und keine von uns verstand diese melodische Sprache.
Bremmo hatte sich inzwischen ein Weib gekapert, wie wir in Bremen
gesagt hätten. Und sie bekamen vier Kinder. Da uns die kleine Hundeherde
wichtig war, machten wir ein paar Wochen Pause bis sie groß genug waren und mit
uns wandern konnten. Das geschah am Ohrida Jezero, dem Ohrid-See im Lande der
Skipetaren. Nahe dem hübschen Kloster-Kirchlein Swati Naum.
Bild 5
Swati Naum am Ohrid-See
nach einer Zeichnung von ...
Nun, ich muß nicht alles berichten, denn das hat wenig zu tun mit
dem Ziel der Reise, das wir immer noch nicht erkannt hatten. In Mazedonien
zogen wir mal wieder durch eine tiefe Felsenschlucht, die Vardar-Schlucht, als
diese sich innerhalb weniger Wegtage öffnete, und uns die großen Weiten der
nord-griechischen Flußebenen von Vardar und Aliakmon aufnahmen – den Vardar-Fluß nennen sie nun Axios.
Hier begleitete uns ein nordischer Mönch, er stammte aus dem
dänischen Kloster Hilleröd. Er läuft diese Strecke zwischen dem Hof von
Kopenhagen und dem Kloster Karakallu (Μονή Καρακάλλου), das auf dem Gebirgszug Agion Oros (Άγιον Όρος) liegt,
alle drei Jahre als eine Art Postbote zwischen den beiden Plätzen. Er schenkte
uns eine Zeichnung dieses Klosters.
Bild 6
KlosterKarakallú, hinten die Spitze des Berges
Der Agion Oros ist ein heiliger Berg bei Griechenland, auf dem ein
paar alte Klöster stehen, allerdings nur für Männer, kein einziges
Nonnenkloster – haben die sowas überhaupt in Griechenland? Der Mönch nahm uns
bis an die Grenze der Klöster mit und sagte, für Frauen sei das hier gesperrt.
Damit die Mönche nicht verführt würden. Er schenkte uns das Bild des Klosters.
Da geschah es, daß uns Bremmo weglief und eines seiner Kinder mit
nahm.
Nun fanden wir uns mal wieder an den Küsten und fragten uns, wie
wir nach Asien gelangen könnten, rüber nach Konstantinopel etwa. Nach ASIA MINOR
(Kleinasien) müssen wir, wie wir bald erfuhren. Der Mönch machte uns eine
Kartenskizze, aus der klar wurde, daß nur der Weg ins Reich von Konstantinopel
sinnvoll wäre, anders wären wir in Griechenland stecken geblieben – und das
wäre uns zu nahe der Heimat, besonders für Jelka.
Wir fragten den Mönch, ob er sich denken könnte, wohin wir
eigentlich wollten – oder sollten. Oder was das ganze Gereise überhaupt sollte.
„Ich denke mir, euch treibt die Fernsucht, das Fernsehnen – doch vielleicht ist
da noch was anderes. Vielleicht sehnt ihr euch nach etwas ganz anderem.“
In einem Fischerdorf spricht uns ein Mann an, in serbischer
Sprache, die Jelka versteht, und spricht: „wollt ihr nach Asien? Ich nehme euch
mit rüber, und ihr helft mir bei der Arbeit.“ Und so blieben wir erstmal im
Dorf, schliefen am Strand, und unsere Hunde spielten mit den Dorfhunden. Hier
entdeckten wir etwas Besonderes, Neues für uns. Wir wanderten schon so lange
miteinander, und erst jetzt fanden wir, wie sehr wir uns nahe gekommen waren.
Wir liebten uns und hätten uns nie wieder trennen können. Die erste Nacht am
Strand war die schönste bisher, auf dieser Reise.
Es war so warm, daß wir ganz nackt schliefen – nein eigentlich
schliefen wir kaum, denn es war so schön, einander zu streicheln. Diese weichen
Frauenkörper! Auf den Sand legten wir unsere Tücher . . . ich habe wenig
geschlafen, nur ein Mal ganz tief, und als ich wieder aufsah, war der Mond ein
ziemliches Stück gewandert.
Später kam der Fischer und sagte, wir wollen nun rüber segeln auf
die Insel Lesbos, das wäre bestimmt ein guter Platz für uns. „Ich sah eure
Liebe zueinander. Da auf Lesbos hat die Dichterin Sappho gelebt und gedichtet,
und die Liebe der Frauen angesprochen.“ Er zeigte uns ein Buch, doch es war in
griechischer Schrift, und keine von uns konnte das lesen.
„Das ist doch nicht nötig. Wir lieben uns auch so, brauchen keine
Dichterin dafür.“ Der Fischer hat uns nicht ohne unsere Kleider gesehen – das
wäre nur was für Frauenaugen gewesen. Wir hatten schon unsere Tücher umgelegt.
Es wehte kein Wind, und wir haben alle mit gerudert, mit dem Fischer, harte
Arbeit, zwei Tage. Schließlich landen wir am Strand der Insel Lesbos. „Fast
schon in Asien . . .“ ruft er.
Bild 7
In einer edlen Villa wohnt eine Familie,
sie zeigten uns eine alte Vase mit einem Bild der
Dichterin Sappho
– was für ein zartes, geistiges Frauengesicht
Doch das Buch der Dichterin. – Die Insel
hier nennen sie ΛΕΣΒΟΣ, Lesbos. Und da die Sappho
seinerzeit so schöne Liebesgedichte geschrieben hat, von denen es noch einige
originale Fetzen geben soll, fragen wir einen blondhaarigen Mönch, ob er uns
etwas auf Lateinisch besorgen könnte, was er tat, und Gudrun hat etwas für
meine Feder ins Deutsche übertragen:
Sappho
an eine Geliebte
Beseligt und vom Leben begünstigt,
gleich den Engeln, scheint mir der
Mann zu sein, der dir gegenüber sitzt
und deiner Stimme liebliche, nahe Töne
trinkt und deines Lächelns Reize erkennt.
Was mir immer wieder
dieses Herz im Busen erschüttert;
denn wie ich dich anschaue,
verliere ich plötzlich die Stimme
und sie kehrt nicht mehr zurück.
Sondern mir erstarrt die Zunge,
plötzlich läuft mir ein feines Feuer durch die Glieder,
Vor den Augen wird es mir dunkel, und dann gellen die Ohren;
Kalter Schweiß entrinnt mir, und ein Schauer durchbebt mich, blasser als
welke Blumen bin ich,
und nur wenig noch fehlt, daß ich
atemlos sterbe.
Beseligt und vom Leben begünstigt,
gleich den Engeln, scheint mir der
Mann zu sein, der dir gegenüber sitzt
und deiner Stimme liebliche, nahe Töne
trinkt und deines Lächelns Reize erkennt.
Was mir immer wieder
dieses Herz im Busen erschüttert;
denn wie ich dich anschaue,
verliere ich plötzlich die Stimme
und sie kehrt nicht mehr zurück.
Sondern mir erstarrt die Zunge,
plötzlich läuft mir ein feines Feuer durch die Glieder,
Vor den Augen wird es mir dunkel, und dann gellen die Ohren;
Kalter Schweiß entrinnt mir, und ein Schauer durchbebt mich, blasser als
welke Blumen bin ich,
und nur wenig noch fehlt, daß ich
atemlos sterbe.
Ja, diese Gefühle der Dichterin. Es scheint, sie musste sich in
ihrer Liebe zu Frauen der Gefühle der Männer wehren, die so vieles stärker zu
sein schienen. Doch die Gefühle der Dichterin waren beständiger, tiefer . . .
So manches Liebesgedicht soll sie für ihre geliebten Freundinnen geschrieben
haben – denn, wie der Mönch uns sagte, es war die Liebe zu den schönen Frauen
das Wichtigste ihres Lebens. Wir verstehen sie so gut, lieben wir uns doch auch
alle, und bekommen nun den Mut, uns unsere Liebe mehr als je zuvor zu gestehen.
Der Mönch zog sich zurück, denn wie er sagte, ist ihm unsere Liebe zueinander
zu stark um sich damit zu messen.
Wir blieben lange Wochen auf Lesbos, immer wieder die Sappho
suchend – doch es wurde so oft gesagt, daß sie schon lange nicht mehr lebe.
In
einem Fischerdorf auf der Insel spricht uns mal eine Frau an, wieder im
Serbischen, das Jelka ja gut versteht: „wollt ihr nach Asien? Ich nehme euch mit
hin, helft mir bei der Arbeit.“ Und so blieben wir erstmal im Dorf, wie bisher
am Strand, schliefen dort. Aus Bremen bin ich ja den Schiffbau gewohnt, und so
kann ich die anderen anleiten. Nach einigen Monaten stößt das Boot vom Strand
ab, und wir erreichen ein paar Tage später die Bucht und Küste von Ephesos, ein verfallendes Städtchen mit einem riesigen Tempel, der über das Meer schaut.
Bild 8
Ephesos von Hannah gemalt
Schon
von weitem sehen wir die vielen Säulen des Tempels. Sonst ist die Stadt ein
Trümmerfeld. Mit vielleicht hundert armen Hütten aus Steinen und Schilf. Die
Leute fangen Fische und Meerestiere, die acht lange Arme haben, auf Griechisch
nennen sie sie Oktopos, Achtfüßer. Dann bringen sie das Bessere des Fanges in
eine der lebendigen kleinen Städtchen oder Dörfer in der Umgebung – ziemlich
langweiliges Leben. Mit Ausnahme des großen Tempels, aber ohne Nutzung, ohne
den lebendigen Gott.
Hier
treffen wir einen Mann mit so dunkler Haut wie keine von uns je einen Menschen
gesehen hat. Außer ein Neger, der in Bremen Diener eines alten Schiffskapitäns
ist.
Dieser
dunkle Mann spricht eine sehr unbekannte Sprache, doch nach einigen Versuchen
merken wir, daß er Lateinisch kann, und so kommt er mit Gudrun ins Gespräch.
Allerdings nur, wenn beide alles aufschreiben, denn ihre Aussprachen sind zu
unterschiedlich. Der dunkle Mann hört sich begeistert an, was wir vorhaben, und
er sagt, er ist nicht weit von „Jeya-kabhukti“
zu Hause und würde uns gerne hinleiten. Auch könne er uns Vieles von dem
zeigen, was wir „Tantra“ genannt bekamen, und nun auf Lateinisch als TANTRUM hören. Und er könne uns in die Sprache dort
einführen, was man Sanskrit nenne. Das ist nun ein großes Angebot, und wir
sehen ein strahlendes Licht am Horizont unserer Ziele, unserer Wünsche. Das ist
nun etwas ganz Neues, die Reise beginnt einen höheren Sinn zu gewinnen. Der
Tempel von Ephesos ist bald zurück gelassen.
Wir lernen, daß der Schwarze zwar aus dem Telugu-Land stammt, nur ist er in Travancore aufgewachsen – doch wir können uns nicht vorstellen, wo all diese Länder liegen.
Denn
weiter gehen unsere Wege, irgendwie in den Osten, dahin, wo uns der dunkle Mann
führt, und wir vertrauen ihm. Wir lernen alle etwas Latein, mit Gudrun´s Hilfe,
damit wir von dem Mann lernen können, was er TANTRUM nennt. Schließlich, nach zweijährigem Wandern sind
wir eine lateinische Gruppe, wahrscheinlich in sehr schlechtem Latein.
Mit
seiner Hilfe beschaffen wir uns ein paar Esel, die unser Gepäck tragen sollen,
denn es ist oft so heiß, und den Eseln fällt das leichter, glauben wir
jedenfalls . . . Eine schöne Gesellschaft. Der Mann kann
Latein, weil er in einem Land aufwuchs, er nennt es Travancore, wo es christliche Kirchen gibt, und wo er als Kind in
einer Kirchenschule Unterricht bekommen hat. Das hat ihm sehr gefallen, denn er
lernte eine weite Sichtweise über viele Länder, oder, wie er meint, alle
Länder. Sein Land hatte in alter Zeit viele Beziehungen zum Römischen Reich – daher
das Latein. Und es sollen da auch noch Bautrümmer aus der Hand der Römer
stehen, sagt er. Doch sein Name, Tambimuttu,
stammt aus dem Land Telugu, weiter nördlich als Travancore. Das -uttu spricht
er immer sehr dunkel aus.
Das
Wetter wird immer heißer, auch wenn wir durch manche eher kühle Gebirge reisen.
Wir treffen viele Leute, die sehr verschieden sind, verschieden gekleidet sind,
sich verschieden ausdrücken. Seit wir in warme Gegenden kommen, hüllen wir uns
nur in weite Gewänder, nur ein weites Tuch umgeschlungen. Wer die Blutung hat,
wickelt sich noch ein Tuch zwischen die Beine, das ist alles. Doch, wir lernen
bald, uns etwas über den Kopf zu ziehen – sonst
brennt uns die Sonne die Haare ab. Das ging schon in Mazedonien los.
Schließlich
wird es immer waldiger, und dann ziehen wir durch die dichten und duftenden
Wälder des Landes, das die Leute Bharat
nennen, oder in Lateinisch INDIA. Diese Wälder sind sehr bunt – überall sind
Blätter und Blumen, so viele Bäume und Büsche blühen: gelb, lila, knallrot und
wieder rot und weiter rot. Im Gras und auf den Kräutern sitzen viele kleine
Würmer, die wir als Blutegel erkennen. Diese Egel versuchen alles um sich an
unsere Füße und Beine zu heften und aus uns Blut zu saugen – ein wenig eklig,
doch nicht so eklig wie die großen Blutegel bei uns in den Bächen. Wenn uns das
zu viel wird, besprühen wir die Egel mit Pisse, und dann fallen sie ab – wohl
ihrerseits angeekelt.
Oft
fragt unser dunkler Führer nach dem Weg, und da spricht er nicht Lateinisch
oder Sanskrit sondern irgendeine andere, einheimische Sprache, wir haben keinen
Überblick. Und dann gelangen wir in das Königstum Jeya-kabhukti,
endlich.
Auf
einem Berg steht ein großes und reiches Schloß, wo die Könige wohnen,
jedenfalls denken wir, daß es sich darum handelt. Tambimuttu nennt sie die
Tschandeela-Könige.
In
dieser Gegend gibt es sehr schroffe und hohe Felsen, rot sind sie, und
hohe Wasserfälle, die Raneh-Fälle, die uns in ihrer Zerklüftetheit unheimlich sind. Wir
stehen oben an einer Kante, und weit unter uns sehen wir den umher kreisenden
Raubvögeln von oben zu, sehen auf ihre bunten Rücken – rostrot sind die Rücken,
weiß die Köpfe.
Bild 9
Einer der Raneh-Wasserfälle.
Hannah meint,
„diese grobe Zerklüftetheit und die
erschreckende Tiefe der Schlucht kann ich nicht darstellen, das kriege ich nicht hin. Doch die Wasserströmung ist mir ganz gut gelungen.“
„diese grobe Zerklüftetheit und die
erschreckende Tiefe der Schlucht kann ich nicht darstellen, das kriege ich nicht hin. Doch die Wasserströmung ist mir ganz gut gelungen.“
Eher in den flachen Tälern rund ums Schloss gibt es nicht nur reiche und
geschäftige Städte und Dörfer, sondern auch turmartige, spitze Gebäude, die
Tambimuttu als TEMPLUM
bezeichnet, heilige Plätze. Sie sind aber ganz anders als der Tempel in
Ephesos. Wir sehen eine erfolgreiche Landwirtschaft, und das Wasser wird in
Teichen aufgefangen und auf die Äcker geleitet – wie wir es auf unserer
Wanderung hierher noch nie gesehen hatten. Sie bringen drei Ernten im Jahr ein!
Getreide, Reis, Gemüse, Obst, Datteln, Cocos-Nüsse und vieles andere, was wir
nicht erkennen.
Wir können viel bei den Bauern
arbeiten und etwas zum Essen verdienen. Was ist das aber? Nicht nur Kühe hüten
oder Unkräuter ausrupfen, oder Reisfelder pflegen und ernten, sondern auch wilde Tiere vertreiben
– und das ist unheimlich, denn die wilden Büffel und die Elefanten fühlen sich
stärker, wir müssen da Tricks anwenden!
3) Khajuraho
Tambimuttu
führt uns zu den Tempeln, sie stehen zu mehreren zusammen. Und rund herum haben
sie die Landschaft sehr gepflegt und mit ewigblühenden Büschen geziert. Doch er
leitet uns weiter in ein Dorf. Hier sollen wir wohnen, sagt er. „Ist es hier,
wo wir hin wollen?“ fragen wir. Er nennt diese Siedlung Khajuraho [k-hadschu-raho ausgesprochen].
Das ist wohl unser Wanderziel.
Bild 10
Khajuraho von weitem zwischen Baumwipfeln
Schon
während wir uns diesen Tempeln näherten, eigentlich noch einige Tagereisen
entfernt sind, geschieht etwas Besonderes. Na ja, eigentlich haben wir schon so
viel Besonderes erlebt . . .
Denn
nur wenige Tage vor Khajuraho, da erschien aus dem Nichts eine seltsame Frau,
„ich bin eine Iránne, und ich werde euren Weg mit Musik begleiten. Da werden
acht Musiker sein. Ich werde ihre Musik aus sehr ferner Zukunft heranholen.“
Und
ihre Musik sei nicht aus dieser Zeit. Sie sei aus weiter Zukunft heran geholt,
für diesen Pilgerzug von uns. Ich, Brema, gestalte mit aufwendiger Fantasie –
sage ich mal in meinem geringen Verstehen – die Szenerie unserer Wanderung und
unseres Näherkommens.
Zuerst
führt uns die Musik durch die Wälder, an Seen und reichen Feldern vorüber. Es
ist als ob die Musiker immer wieder bei jeder Pause üben, doch ihr Spiel ist so
überzeugend, daß ich nicht glaube, sie üben. Überhaupt ist diese bharatische
Musik so fremdartig, und gleichzeitig nimmt sie uns gefangen und führt uns
voraus in die Tempel, doch auch in eine ferne musikalische Zukunft. [am Ende des Berichtes findet ihr Hinweise, wie ihr diese Musik hören könnt: Fußnote 2]
Gelegentlich,
von einer Lichtung oder einem kahlen Berg, sehen wir die spitzen Türme der
Tempel. Dann wird die Musik für einen Augenblick schneller, fröhlicher.
Übrigens wandern viele Leute auf den Wegen, doch es scheint, sie sehen unsere
Musikanten nicht und hören nicht ihre Musik. Es ist unser eigenes Erleben. Sie
spielen so, da es in die Landschaft passt.
Gudrun
horcht schon lange immer wieder auf die Musik der Leute, vorher schon in den
großen Kirchen und Domen, auch in den kleinen Dorfkirchen, auch Dorf-Tänze und
Familienlieder und Kinderlieder, Kampflieder, Wanderlieder . . ., und wir finden: je weiter wir kommen,
desto feiner und tiefsinniger wird die Musik der Leute. Gudrun hat kein
Instrument dabei, doch wenn wir jemanden mit einer Flöte oder einer Harfe
treffen, nimmt sie das Instrument und spielt –
irgendwie kann sie das sofort, große Begabung, finde ich.
Hier,
nahe der Tempelstadt erleben wir die Spitze der bharatischen Musik. Nach
unserem Verständnis. Schon ein paar Tagereisen vor der Ankunft treffen wir auf
diese Gruppe von Musikern. Sie wandern auch nach Khajuraho. Irgendetwas ist
zauberhaft und seltsam, viel seltsamer als sowieso schon alles hier, die
Instrumente sind ungewohnt, einen Rhythmus erkennen wir anfangs überhaupt
nicht, und kurze Melodiestücke erst nach langer Zeit.
Die Iránne
sagt, sie spielen für uns eine Musik-Einführung zu der Tempelstadt.
Ab
und zu, wenn wir durch dunkle Gebüsche gehen, sehen wir ein oder zwei der
Musiker im dünnen, schattigen Licht. Sie sitzen in einem kunstvoll in Stein
gehauenen Gebäude, fast im Dunkeln und nur von ein paar eigenartigen Feuerchen
beschienen. Dann verschwindet das lebendige Bild wieder, nur ihre Musik setzt
sich im Sonnenschein fort.
Bild 11
TEMPLUM Kandaríya (Shiva-Tempel)
Der
Schwarze führt uns zum Tempel, zum ersten Tempel. Dieses prächtige Gebäude ist
der hohen, göttlichen [DIVINUS]
Kraft Shiva gewidmet, sagt er. Und wir wissen nicht, was das bedeutet. Der
hohe Turm ragt in den Himmel, ragt über alle hohen Bäume hinaus. Er ist
aufgerichtet auf einem Steinquader-Sockel, der über zwei Menschenhöhen hoch
ist. Rundherum sind schöne Gärten, in denen Menschen wandeln oder sitzen.
Einige musizieren einfache Weisen . .
. Ah – wir sind angekommen! Und wie wir
den Sockel tief andächtig umwandeln, hören wir diese Zukunftsmusik weiter,
klarer, bedeutsamer. In die Steinwand des Sockels sind viele Figuren
eingemeißelt. Unbewegliche Figuren, Reiter auf Pferden und Elefanten,
Liebespaare, Lehrer . . . auch große Büffel, die sich gegen die
Vorherrschaft der Menschen wehren – und verrückte Arten wie Menschen in kraftvoller Liebe miteinander sind.
Auf
geheimnisvolle Art sehen wir auch die Musiker in der Steinwand wieder. Sie
wiegen ihre Köpfe und bewegen ihre Finger beim Spiel auf ihren langen
Querflöten, rühren zwei Trommeln, zupfen eine große Laute und dergleichen. Takt
oder Rhythmen können wir nicht ausmachen, mal erscheinen sie, mal verwischen
sie sich wieder in einer großen Masse von kleinen Melodiestücken – so kommt es
in unseren fremdländischen Ohren an.
Immer
wieder wechseln die Stücke – und mit diesem Wechseln öffnen sich uns die
Botschaften der eingemeißelten Figuren-Gruppen. Dennoch, die meisten
Botschaften verstehen wir nicht – dazu hätten wir hier aufgewachsen sein
sollen, wo so vieles anders ist als in unseren Heimaten.
Der
dunkle Mann aus Telugu führt uns mehrere Male um den Steinsockel – und in
eigenartiger Weise wandern die Musiker und ihre Melodien mit.
Er
lässt die Puppen-großen steinernen Figuren auf unsere Gemüter einwirken, und
ich verbinde eine Gruppe in der Wand mit einer Strophe der Musik. Oder richtiger, mit
einer Musik-Stimmung, wie sie auf mich kommt. Viele Gefühle stellen diese Figuren dar: körperliche Gefühle wie Wut, Schmerz, Liebe, Gier, auch Anbetung und Hingabe. Ich merke, wie ich immer wieder angerührt bin.
Deren
Musik hat fast keinen Takt, jedenfalls erkennen wir keinen. Und da sind Töne,
die in kurzen Melodiefolgen aneinander gereiht sind. Hauptsächlich von einem
Mann auf seiner langen Querflöte gespielt. Er leitet die Musiker durch sein Sein, sein
Spiel, seine Finger und Lippen die ganze Sippe an.
Auf
der Wand, in den puppengroßen steinernen Bildern schreiben ein paar steinerne Männer vor
halbwüchsigen, nackten Knaben, und die Musik macht das Schreiben lebendig, und
den leichten Tanz der Knaben noch mehr. Einige Knaben berühren einander
zwischen den Schenkeln, und dieses freche Spiel scheint zu der herausfordernden
Stimmung am Fuße dieses Tempels zu gehören. – Wie es diesem Klima entspricht, tragen die
Männer nur ein loses Tuch um die Hüften, und die Kinder gar nichts. Die Frauen
ähnlich wie wir, einfache Tücher, meistens oben unbedeckt. Die Kinder gehen auf
eine Gruppe von Frauen zu, die ihre Tücher anheben und ihre Nacktheit
darstellen. Die Frauen zeigen auf ihren Körper und dann in eine Nische, in der
eine geheimnisvolle Frauenfigur steht, „Shakti“
sagt der Travancore, „Shakti, die große Erdkraft, Devi Shakti, die
fraulichste aller Frauen, aller geistigen Kräfte.“ Und diese steinerne und
mit roten Blumen geschmückte, dunkle Figur ist eine schöne, weiche Frau. Die
steinernen Frauen im Umkreis weisen in diese Nische als wollten sie sagen, „wir
sind schön, doch die größte Schönheit ist dort.“
Bild 13
Devi Shakti, mit
ein paar
nackten, anbetenden Knaben
Im
Geist, so eine Art Wachtraum, Verträumung, schreite ich mit den nackten, schwarzen Knaben
auf Devi zu und erlebe, wie sie vor
ihr hinknien, und sich wieder erheben, und ihre Körper der Devi hingeben. Dann wache ich wieder auf, und die Figuren stehen
wie vorher unbewegt steinern in der Wand, die anbetenden Knaben und die Devi sind verschwunden, sie waren eine verzauberte Vision.
Der
Wand gegenüber liegt hingestreckt ein alter Mann mit spärlichem Bartwuchs – "das
ist Katphora“ stellt
der Schwarze vor. „Meist sitzt oder liegt
er hier in ganzer, tiefer Ruhe. Er ist fast 100 Jahre alt, denken wir. Wenn er
angesprochen wird, erzählt er viel aus seinem langen Leben. Um dann wieder
viele Tage zu schweigen.“ Oft sitzen junge Leute hier, ganz still wie er.
Und sie werden bei jedem Besuch stiller. Katphora
berichtet über sein Leben und wie er eine Zeit des Yoga hatte, „und dann habe ich die Kunst des Yoga hinter
mir gelassen. Bin jenseits von Yoga weiter gegangen.“
Der alte Mann hebt die Hand und
schlägt ein wenig einen Takt zu der zukünftigen Musik – es scheint, er kann
außerhalb der Zeiten leben, nicht eingegrenzt ins Hier und Jetzt. Er schlägt
einen Takt, den ich vorher noch nicht heraus gehört hatte. Tatsächlich, da ist
ein einfacher Takt, den der Mann an den Trommeln schlägt. So werde ich
eingeführt in das Rhythmische dieser Musik, durch Katphora, was auf Deutsch „der Specht“ heißt. Ein einfacher Takt,
oft vervielfältigt und dann wieder vereinfacht, auch überschneidend mit anderen
Rhythmen zu Neuem – scheint es mir.
Unser
schwarzer Führer führt uns eine Treppe höher hinauf auf die weite Oberfläche
des Sockels. Tambimuttu führt uns sanft hinauf – die Stufen machen Mühe, so
hoch sind sie. Andere Menschen steigen hinauf, sie sind alle von dunkler
Hautfarbe, fast wie Tambimuttu. Erstaunt sehen sie zu uns, ich denke sie
wundern sich über unsere helle Hautfarbe, vielleicht auch über unsere etwas
andere Kleidung und über unsere Art uns zu bewegen.
An diesen Tempeln sehe ich noch
viel mehr menschliche Figuren, die alle sehr schön aussehen, sehr schön
gekleidet sind und einander schöne Gesten machen. Die meisten steinernen Figuren sind so groß wie
mein Arm lang ist. Andere sind viel kleiner – je nach der Szene, die die
Bildhauer darstellen wollten. Manche kämpfen gegeneinander oder sind wütend
oder verärgert. Oder scheinen etwas vorzulesen.
Aber da sind auch Tiere –
Elefanten, Bullen, Affen – und dann häufig ganz eigenartige Tiere, wohl
Märchengestalten, die sie hier Schardul nennen, was eigentlich Tiger heißen
soll, aber diese Scharduln sind keine Tiger sondern von ganz eigener Gestalt.
Ihre Aufgabe in dem Ganzen kann ich noch nicht empfinden – ist mir wohl alles
zu fremd, ich kenne die Gefühle dieser Leute nicht. Die ja von Geburt an hinein
gewachsen sind. Und die solche Scharduln in Stein gehauen haben. Es ist nicht
so einfach zu erklären. Mal sehen, ob wir eine Zeichnung von einem hinkriegen.
Bild 14
Schardul
Ich will versuchen, eins der Scharduln
zu beschreiben – denn es sind viele da, und alle sind unterschiedlich. Immer
steht da ein großes Tier aufrecht auf einem Hinterbein, das andere Hinterbein
angehoben. So haben sie die Höhe der Menschen in der Steinwand. Die Vorderbeine
fuchteln in der Luft, das Maul oder die Schnauze oder der Schnabel bedrohen ein
kleines Menschlein, das auf seinem Rücken sitzt. Ein anderer Mensch hockt unter
dem Tier und bedroht es mit einer scharfen Waffe, Spieß, Schwert oder sonst
was. – bedroht es mit der Spitze der Waffe, die auf den Bauch zielt.
So ein Tier könnte abstammen von
einem Löwen, Wolf, Tiger, Geier, Elefant – je nachdem wie sein Kopf gestaltet
ist, bei jedem Schardul anders.
Verstehen will ich, was geschehen
mag, wenn ich mich vor ein Schardul stelle und es mir ansehe. Ich suche mir
eines mit einem Wolfskopf. Auf unserer Wanderung vom Norden hierher sind wir
oft Wölfen begegnet, und wir hatten Angst. Ich vermute, daß der Anblick eines
Schardul etwas mit meinen Gefühlen zu tun hat – ich will sehen, was.
Ich sehe den aufrecht auf seinem
Hinterbein stehenden Wolf. Ein Menschlein sitzt ihm auf dem Nacken oder Rücken.
Der Schardul-Wolf dreht den Kopf zu dem Menschlein und fletscht die Zähne. Der
unten hockende Mensch hat ein spitzes Schwert in den Händen und droht mit dem
Schwert dem Schardul in den Bauch zu stechen. Ist das Kampf? Erstmal ist das
alles Märchen, denn Wölfe sind anders. Doch ich lasse diese Szene auf mich
wirken, auf meine verschiedenen Seelen, und ich finde meine ängstliche Seele auf des Schardul´s Nacken stehen – wie kommt
sie da nur hin? Und meine mutige und kämpferische Seele bedroht den
Schardul-Wolf mit dem Schwert an seiner empfindlichsten Stelle, an der weichen
Haut des Unterbauches. Dieses Hin und Her, Furcht und Zorn spüre ich, wenn ich
mich in diesen Schardul vertiefe, ihn lange ansehe. Vielleicht wird dieses Schardul mir helfen, meine inneren Regungen zu erkennen, ja zu verstehen, vielleicht.
Ja, da sehen wir allerlei Menschen und Tiere, Stimmungen,
Hinweise, doch am häufigsten sind Bilder, die wir nicht zuordnen können. Ich
nenne sie erst mal Ornamente – wie das Bild ganz oben am Beginn meines Berichtes. Die sich immer wiederholen, in langen Reihen
gleichförmig die Flächen, vorgewölbten Bänder, die spitzen Türmchen und Türme
in den Himmel . . . bedecken. Hier hat Hannah ein Beispiel
gezeichnet, ein Beispiel von vielen. Sie ist unsere Zeichnerin und Malerin, und wir sind froh, daß sie
bei uns ist, und wir tragen wegen ihrer Kunst auch gerne ihr Werkzeug und
Papier – oder lassen es einen Esel tragen. Nach einigen Versuchen, diese Tempel
zu zeichnen, stöhnte sie und meinte schluchzend, „ich verstehe den Sinn dieser
Dinge nicht, deswegen bleiben die Bilder arg grob.“ Da trat ein Mann zu ihr und
gab ihr Entwurfszeichnungen, eingeschnitzt in trockene Baumrinden, die ursprünglich als Vorlagen für die Bildhauer
und Bauleute dienten. So wurde es für Hannah leicht, alles genauer auf ihre Papiere zu zeichnen –
und das seht ihr nun in ein paar Beispielen.
Bild 15
die Ornamente
Es erinnert an
eine aufgeschnittene Blume oder Frucht. Die Form ist sehr sauber und elegant in
die steinerne Oberfläche gemeißelt. Vorher war der Stein glatt geschliffen. Es
ist ein Bild, kein Wirkliches – außer daß es eine wirkliche Form im Stein ist –,
eine Abbildung. Dunkel hat Hannah die Tiefen gehalten, hell die nicht
ausgemeißelte Oberfläche. Doch das sage ich euch nur, damit ihr euch die
Zeichnung so recht vor die inneren Augen führen könnt.
In der Mitte ist es wie eine Knospe, zwei Hüllblätter
haben sich zu den Seiten gewendet und lassen der neuen Knospe Raum. Da herum
schützt eine aufgeblasene Hülle kugelförmig die Knospe. Und darum ist eine
weitere Hülle mit einer frei in den Raum gestellten Verzierung, oben drauf,
oder stellt das alte, getrocknete Blätter dar? Und rechts und links vielleicht
Auswüchse, aus denen neue Knospen wachsen werden. Ist es tatsächlich nur eine
Abbildung oder will es etwas in mir bewegen? Vielleicht denke ich gerade zu viel um
das Bildwerk herum anstatt es auf meine Seele wirken zu lassen, ohne Worte, ohne innere Bilder. Am besten, ich kommuniziere nicht mit dem Bild, sondern – wie ich irgendwo gelernt habe – ich bin in stiller Communion mit diesem Bild, und vielem anderen in diesen Tempeln.
Denn das habe
ich schon in den ersten Tagen hier an den Tempeln erfahren: es geht für mich
als Besucherin nicht darum zu deuten, erklären, be-schreiben. Sondern erfahren
– doch was? Riesige Rätselgebilde bleiben die Tempel immer noch für mich. Ich
muß mal hören, wie die Wirkung auf die Leute ist, die hier hinein geboren sind
und aufgewachsen, die seit Jahren diese Bilder sehen.
Tambimuttu sagt, „Du als Fremde – als Xenia – bist nach einigen
Tagen feinfühliger, wacher beobachtend als die Leute, die immer hier sind, die
vielleicht schon etwas abgestumpft sind. Vielleicht ist das Staunen bei ihnen
nur in den ersten Lebensjahren, wenn sie aus ihrem Dorf die ersten Male hier
her kommen.“
Also, Verzierungen sind nicht nur dumpfe Verschönerungen
– sondern sie können auch etwas bewegen, wenn ich mich da einlasse. Und mir
wird klar, daß das bei uns zuhause am Dom und den anderen wesentlichen Kirchen
ebenso ist.
Unter der Frucht finde ich eine lange Reihe von Bildern,
die sich in sehr ähnlicher Form auf lange Strecken wiederholen. Auch sie
erinnern mich an aufgeschnittene Knospen oder Früchte, vielleicht haben die Bildhauer die Bilder in
der lebendigen Welt nur als Vorlagen genommen, um Verzierungen zu erfinden,
doch ich glaube weniger an Abbildungen aber mehr an die Erfahrungen, die ich
beim Hinblicken mache – und wohl die Bildhauer auch, wenn sie das Bild unter
Hammer und Meißel entstehen sehen.
Diese Bilder wiederholen sich in ähnlicher Weise, doch
keine der Wiederholungen ist ganz gleich, immer sind kleine oder größere
Abwandlungen da. Es gibt auch Bilder von Knospen, die von oben nach unten
halbiert sind, durchgeschnitten so zu sagen.
Oder da sehe ich sieben
aufeinander getürmte Knospen, und diese Bilder bedecken das ganze hoch
aufgerichtete Gebäude – das Schikara, der Turm – bis oben hin, ab einer bestimmten Höhe bis fast an die
Spitze. Jemand sagt mir, „im menschlichen Körper sind sieben wirbelnde Punkte, so etwa –
nicht als wirkliche Räder, doch als Empfindungen. Sie vertreten gewisse Kräfte
in Körper und Seele. Wir nennen diese Punkte CHAKRA, was in der Sanskritsprache so was
wie Rad bedeutet.“
Bild 16
Die sieben Chakras, auf einem Blatt, das uns jemand gab.
Bild 17
Und hier die Chakras als Symbole dargestellt, unten ein kleines Bild der Kraft Vishnu
Bild 18
hunderte Male am Turm – das Schikara – des Kandaríya Tempels
Bild 19
Hannah hat auch diesen Tempel gezeichnet: Parsvanath. Oben, im hell gezeichneten Teil, sind die sieben aufeinander getürmten Knospen, die Chakras.
Bild 20
Und weiter unten, im dunklen Teil, sind ganz viele Figuren wie diese
Oben an der Spitze des Turms ist so was wie eine riesige Blume –
eine Lotos-Blüte sagt jemand, PADMA, die ganze Turmspitze nennen sie SCHIKAR. Und auf dieser Blüte ist eine
kleinere Kugel als Abschluß. Das ist alles so viel, sind so viele Figuren und
Muster, daß einem eine einfache Beschreibung fast nichts sagt. Und wichtiger
sind die Erlebnisse, die ích als Frau habe, wenn ich hier zwischen all diesen
Eindrücken bin. DIE versuche ich in meinem Bericht zu erwähnen und klar zu
machen.
Hier sind immer viele Menschen, im Park haben sie kleine
Feuer, an denen sie sich heiße Getränke bereiten, und oft werden wir herbei
gerufen auf einen Tonbecher eines solchen Getränks. Meistens sitzen sie still,
allein oder zu wenigen zusammen. Manche tanzen fantasievolle Tänze und lassen
dabei ihre Tücher flattern.
Nachts ist es kaum anders, nur dann schlafen etliche in
ihre Tücher gewickelt. Wenn es hell ist, gehen viele umher, in sich versunken.
Uns geht es nicht anders, denn alles, was wir hier erfahren, berührt uns sehr.
An manchen Stellen stehen kleine Zelte, in denen wir etwas zu essen bekommen –
und was wichtiger ist – immer Wasser trinken können.
Ja nun, wir stehen auf der Plattform des Kandaríya Tempels, des Tempels der großen Kraft Shiva. Über uns erhebt sich derTempel, doch wir dürfen nicht hinein –„noch nicht,“ sagt Tambimuttu
Treppe hinauf zum Kandaríya
Wir sehen nur nach oben, es führt eine weitere Treppe nach oben, in ein maulartiges Tor, in den Tempel. Da steigen ein paar Leute hoch
und werden empfangen von Frauen in feinen, weißen Roben. Die Stufen sind so
hoch, daß selbst wir hoch gewachsenen Nordländerinnen uns bemühen müssten.
Doch zuerst werden wir von
Tambimuttu und ein paar der Priesterinnen – so nenne ich mal die Frauen in den
weißen Roben – auf dem Sockel umher geleitet. Das ist die große Steinplatte,
auf der der eigentliche Tempel steht, hoch aufgereckt. Hier sehen wir an der Außenwand des Tempels die Skulpturen, von denen ich schon ein wenig berichtet habe, von denen Hannah schon ein paar Bilder gezeichnet hat.
Was wir schon von unten gesehen
hatten, entfernt und in der großen Vielfalt undeutlich, wird uns nun klarer:
Die ganze Wand des eigentlichen Tempels ist übersät mit vielen in feinen,
hellgelben Sandstein gehauenen Figuren – so fein wie der edle Sandstein, den
sie aus Obernkirchen für den Bau der bremischen Prachtgebäude – Rathaus und so
weiter – heranholen, nur noch weißer. Hier sind im Stein viele Menschen
dargestellt in ihren Stimmungen und
Begegnungen, Tiere, und die sehr vielen Ornamente, Chakras und so weiter.
Doch ich will hier nicht wie ein
bremischer Baumeister alles aufzählen, sondern ich will mich durch die weißen
Priesterinnen da hinleiten lassen, zu fühlen, was diese ganzen Figuren in mir
anregen. Unser schwarzer Anführer sagt, wer sich ganz in die Botschaften dieser
Bilder einlässt, hat die Chance des ganz großen Erwachens – „ich meine, das ganze kleinliche Streben
nach ich-will-Ich-sein hinter sich
zu lassen und zur Göttlichkeit zu finden. Ich meine, auch zum echten
Mensch-sein.“
„Göttlichkeit?“ fragt eine von uns – er erklärt, „ ja so, DIVINITAS . . .
das ist so ein christliches Wort für die Nähe und Liebe zum Heiligen,
wir hier in Bharat (INDIA) empfinden das
anders: das Verschmolzensein mit Shiva und Shakti – das sind so unsere Arten, uns auszudrücken.
Göttlichkeit ist eigentlich nicht richtig. Wenn ihr Gott oder DEUS sagt, meint ihr etwas anderes als wir mir Shiva und
Shakti,“ sagt Tambimuttu. Wir hatten das lateinische Wort DIVINITAS für
Göttlichkeit benutzt. „In unserer
Wirklichkeit sind Shakti und Shiva nicht DIVINA
oder DIVINUS (göttlich), also eurem christlichen DEUS (Gott)
entsprechend, sondern etwas anderes, sind eigene Kräfte.“
Wir bleiben viele Tage auf dem Sockel, nur zum Schlafen gehen wir wieder nach unten . . . Oben um den Sockel haben sie einen Zaun gezogen, aus Steingeflecht, könnten ich sagen. Ähnlich wie ein Lettner in manchen unserer Kirchen. Zuerst beobachten wir die Einheimischen, was die hier oben tun. Über den Zaun sehen wir in den Garten hinab mit den bunten Büschen, den Menschen, die dort schlafen, ruhen oder auch Musik machen, singen oder mit Flöten oder einer großen Laute (VINA) spielen.
Das möchten wir
erst verstehen. Und Wochen später wird mir erst bewußt, daß alles, was sie hier
tun, um die Seele des Menschen geht, um die Heilung der Seele, wobei die allmächtigen Shakti und
Shiva als kraftvolle Hilfen erbeten werden – dazu also schließlich die
Anbetungen. Und dann weiter, die Einbettung der Seele in die Heiligkeit der
ganzen Welt (nicht über der Welt schwebend, sondern in der Welt webend, so zu sagen) – meine Seele sucht
weiter, . . . doch erstmal ist sie am Ende. Es ist alles
hier sehr viel und nach einigen Tagen immer noch sehr fremd. Ich lerne vor
allem wieder eines: das alles in unserer Sprache zu erklären, ist vergebliche Mühe – wir müssen es erfahren, erfühlen – eben: sprachlos. Selbst die Leute hier nutzen
nicht ihre reiche Sprache sondern den Meißel, die Musik, die innen und außen
gesehenen Bilder, erst dann entstehen die Figuren, ihre Gesten. Und die Tempel
in all ihren Geheimnissen.
Wir bleiben viele Tage auf dem Sockel, nur zum Schlafen gehen wir wieder nach unten . . . Oben um den Sockel haben sie einen Zaun gezogen, aus Steingeflecht, könnten ich sagen. Ähnlich wie ein Lettner in manchen unserer Kirchen. Zuerst beobachten wir die Einheimischen, was die hier oben tun. Über den Zaun sehen wir in den Garten hinab mit den bunten Büschen, den Menschen, die dort schlafen, ruhen oder auch Musik machen, singen oder mit Flöten oder einer großen Laute (VINA) spielen.
Hier kann ich
gut sehen, wie die Leute gekleidet sind. Manche tragen weiße Roben, oder auch
orange Roben, ich denke die Priesterinnen und Priester. Die meisten erwachsenen Menschen
haben ein loses Tuch um die Hüften geschlungen, die ganz jungen Leute sind
nackt.
Doch sind da viele Leute, die gewisse Theaterstücke oder Tanzspiele
aufführen, Tantra-Rituale wäre besser gesagt, doch mehr kann ich dazu gerade nicht schreiben. Sie tragen besondere Kleidung, ihre Beine sind mit einem bunten Tuch
geschmückt, das sie mit bunten Edelsteinen verzierten Bändern
an einem Gürtel aufgehängt haben, es sieht aus wie Strümpfe, stimmt genau
besehen aber nicht recht. Um die Köpfe und Schultern tragen sie bunte Tücher,
und wer etwas bedeutet, trägt ein besonderes Zeichen, wie einen Wedel, eine
Keule oder anderes.
In gleicher Weise sind die
meisten Steinfiguren an den Wänden des Tempels gekleidet, und ich kann mir
denken, daß man so noch nach vielen späteren Jahren ablesen möchte, wie die Bharater
heutzutage gekleidet sind – jedenfalls während der Tantra-Rituale. Doch, so reich und geschmückt sehen die Leute im
Alltag nicht wirklich aus.
Bild 24
zwei Frauen in der Kleidung der Tantra-Rituale
Lange sehen wir hin, wie sie diese Tücher um die Beinen wickeln, und Hannah macht ein paar Zeichnungen, wie sie es versteht. Doch sie sagt, „da bin ich sehr ungeschickt, Menschen zu zeichnen“. Es sind keine Strümpfe sondern eigenartig gewickelte Tücher, bunt gemustert oder auch weiß – je nach Aufgabe der Frau im Spiel der Tantra-Vorführungen oder in den Bildern auf der steinernen Wand. Und sie hängen an einem Gürtel, der mit edlen Steinen und ähnlichem geschmückt ist.
Und so machen die Frauen das:
Bild 25
. . . zuerst fältelt die Frau das Tuch in der Mitte . . .
Bild 26
Bild 27
schließlich benutzt sie bunte Bänder, wir würden sagen „Strumpfhalter“, um die Tücher an ihrem geschmückten Gürtel zu befestigen. So kann jeder Mensch den Schmuck ihrer Beine sehen und sich daran erfreuen.
Hinten zwischen den Beinen hängt das vorher gefältelte mittlere Stück des Tuches runter – wie der hintere Teil eines Rockes, weit und die Bewegungen nicht einschränkend.
Hannah hat sich sehr bemüht für diese Zeichnungen, und sie hat mit den Frauen gesprochen. Da hat sie Lust bekommen, sich auch mal so zu kleiden. Wir beide haben uns verabredet für eine Probe. Es hat lange gedauert, bis wir unter Anleitung einer der Spielerinnen vollständig diese Wickelstrümpfe an den Beinen hatten. Dann aber haben wir etwas ganz Besonderes beobachtet: Diese Bekleidung der Beine – im Norden würden wir das Hosen nennen, oder vielleicht Wickelhosen – diese Hosen also machen, daß wir uns der Erde sehr nahe fühlen, wir fühlen uns geerdet sozusagen. Und sicher und stark. Ob die Leute hier das auch so empfinden haben wir nicht erfahren. Wir beide haben ab diesem Tag sehr oft diese Wickelhosen getragen – allerdings ohne die vielen Edelsteine. Ganz schlicht, und wir fanden, dann sehen sie besser aus.
Es gibt Tage, an denen es mir – oder einer der anderen – nicht gut geht, dann haben wir etwas wie gedrückte Laune. Eine der Bharaterinnen rät mir dann, Wickelstrümpfe aus braunem Stoff zu tragen, den kann ich mir hier leihen. Das bringt ein Gefühl der Nähe zur Erde, bringt seelische Standfestigkeit, möchte ich mal sagen – sehr hilfreich.
Also, was tun die Leute hier auf der Platte?
Hier sind ganz viele
Leute, stille Leute und solche, die lachen, tanzen, in die Hände klatschen,
auch weinen . . . die meisten betrachten die vielen
Bild-Figuren an den Wänden. Diese Figuren sind wirklich etwas sehr Besonderes,
so was habe ich noch nie gesehen. Sie sind so vielfältig, daß ich sie nicht
schnell zeichnen könnte, selbst Hannah, die so vieles mitzeichnet und -malt,
ist hilflos. Doch sie haben große Wirkung auf die Seelen der Menschen. Denn wir
sehen da wie steinerne Figuren tanzen, fröhlich tanzen, traurig tanzen, wütend
sind, kämpfen wollen, aber viel mehr, wie sie sehr lieb zu einander sind. Sich
streicheln, ja sich küssen, und einander sehr nahe sind, wobei sie keine
Kleidung tragen. Einander lieben in diesen Körperhaltungen, so wie es wirklich
nicht möglich ist – „das ist die Fantasie von uns Menschen,“ sagt der
Schwarze. „unsere Fantasie kann viel mehr
als unser Körper. Und immer wieder zieht die Fantasie uns ab vom geistigen
Wachsen. Um diese Fantasien zu sehen, zu erkennen und zurückzulassen, kommen
wir hier her.“
„Erst dann kann ich mich richtig sehen, kann erkennen und verstehen,
wer ich bin, kann genau sehen, wer ich bin.“
„Aber das ist doch klar, ich brauche nur in einen Spiegel zu sehen,“
sagt Eta und weigert sich, weiter darauf einzugehen. Dann sieht sie eine
steinerne Figurengruppe, da hat ein Elefant eine Frau mit dem Rüssel gefangen
und will ihr gerade mit dem Vorderfuß den Kopf zerdrücken. „Nein, das geht zu weit, sowas kann man doch
nicht zeigen, das ist doch nicht heilsam, das macht nur schreckliche Angst!“,
schreit Eta und hält die Hände vors Gesicht, zittert und bekommt Tränen.
Auf der Plattform sind die Leute
erschrocken. Eine bharatische Frau kommt leise an und legt Eta tröstend eine
Hand auf die Schulter. Doch eine Priesterin nimmt die Hand sachte wieder runter
und schüttelt den Kopf – das war wohl nicht hilfreich, – „nur das Weinen hilft,“ sagt Tambimuttu.
Wir sehen sehr erstaunt auf diese
tausende von ein- bis zwei Ellen hohen steinernen Figuren. Der bremische Dom
ist kahl dagegen, außen wie innen, wo es nur ein paar Figuren gibt. Ich denke
erstmal, hier sind es lauter sehr komplizierte Dekorationen, bis ich einen
gewissen Rhythmus erkenne – ähnlich wie vorher
in der Musik, durch Katphora ´s Hilfe.
Und einige, gewisse Bedeutungen, besonders erkenne ich, wie diese Leute ihre
Körper lieben, schmücken, mit ihnen spielen – „das nennen wir Samsara,“ sagt
Tumbimuttu, „das tägliche, oft kleinliche
Leben, das uns von der Seligkeit abhält.“
Oben habe ich schon einige Figuren gezeigt, auch die Ornamente, meine ich. Hier sind es nun tausende, könnte man sagen, dicht an dicht an den Wänden – oder in den Wänden.
Angeleitet von den Priesterinnen – auch ein paar Priester sind da – vertiefen sich die Menschen, Sucher nenne ich sie mal, in Figuren oder Gruppen von Figuren, die etwas in der Seele anregen. Und dann kommen 0ft die Freude, die Trauer, die Wut, die Liebesgefühle, die Sehnsüchte, der Hass, das Schreien . . . heraus, werden durch Weinen und so weiter ausgdrückt und ausgelebt.
Wut: die finde ich nicht oft dargestellt – obwohl sie doch eine so große Rolle im Leben spielt. Oder sind die Leute hier nicht so viel wütend wie wir im Norden? Jedenfalls hier in Khajuraho finde ich die Menschen gelassener als in Bremen. Doch vielleicht kommt es daher, daß sie immer mit den Tempeln zusammen leben.
Die Musik, die nun in der Luft
schwebt, wird immer verworrener, immer neue Dinge kommen dazu, vielleicht wie
bharatischer Jahrmarktslärm, oder? Doch auch immer klarer. Neue und neue Töne und
Laute, immer unverständlichere Melodiestücke – so jedenfalls kommt es in meinen
Ohren an. Und langsam, langsam, zusammen mit der Musik erkenne nach einigen
Tagen nicht nur einige Bedeutungen der Figuren – Menschen, Tiere, Fabeltiere,
Gesten, Gegenstände. Sondern ich sehe, wie die bharatischen Sucher – erfühle ich – damit umgehen, und auch in meinem
Innern wird manches verständlich. Ich könnte es nie in Worten ausdrücken – ein
bremischer Baumeister würde vielleicht irgendwelche Worte und Begriffe finden,
aber keine von uns Frauen. Doch immer wieder werde ich verlegen, innen rot,
wütend, begeistert, liebe-begierig und so weiter, was ich aber nicht ausdrücken
könnte.
Später frage ich mich – und auch
den Tumbimuttu –, wer das alles gemacht hat.
Haben die damaligen Baumeister und Bildhauer – oder waren es Frauen? – immer gewusst, voraus gesehen, was dabei
herauskommen würde, wie die Wirkung sein wird? War da immer ein Wirkungs-Plan
dabei? Vielleicht hatten die Bauherren – die Tschandeelas (Könige) – sogar eine Heilungs-Idee
für ihre Leute, die sie mit diesen Tempeln und den Figuren, der Musik, den
Anbetungen erreichen wollten? Uns Frauen aus dem fernen Norden bleibt erstmal
nichts weiter als in unsere Seelen zu sehen und zu merken, was da passiert: was
geschieht uns beim genauen Hinsehen. Der Schwarze erklärt uns, „die Menschen hier werden ja in dieses Leben
in der Nähe der Tempel hinein geboren, kennen es gar nicht anders. Was ihr hier
seht, kennen sie auch von zuhause, Shakti und Shiva und alle die anderen
heiligen Kräfte. Wir kennen sehr viele erschiedene Kräfte – für uns Menschen heilige, unheilige und meistens nichts bedeutende, wahrscheinlich kennen die Gelehrten
fast unzählige – Gelehrte wie Padmasambhava oder Gorakhnath oder unser Shankara. Und nur die hier in den Tempeln gezeigten Kräfte sind den meisten Menschen
bekannt. In jedem Haus gibt es eine Ecke mit einen kleinen Altar, der der
Hinwendung und Anbetung dieser heiligen Kräfte geweiht sind. Das ist unser
Leben – so wie ihr Jesus anbetet, eure heilige Kraft.“
Wie der Schwarze uns erklärt,
werden hier alle Fantasien und Begierden des Menschen als Bilder dargestellt,
als Figuren und deren Gesten. „Und wenn
wir uns in diese Figuren hinein vertiefen, helfen sie uns, uns selbst zu
erkennen, zu verstehen.“ Wer eine Szene auf sich wirken lässt, wird bald
erfahren, daß das ein Bild aus der eigenen Seele ist. Manchmal ein schmerzhaftes
Bild, „und dann wird das Anblicken der
Figuren heilsam – wir werden uns bewußt, was in uns geschieht. Was uns die
Figuren vorspielen. Oft schmerzhaft bewußt, und dann kommen Weinen, Schreien,
Toben . . . und es mag eine Reinigung
der Seele geschehen. Erst wenn unsere Seele – wenigstens für ein paar Tage –
rein ist, werden wir eingeladen, an einer Feier da oben, ganz innen im Tempel
teilzunehmen. Denn das rein-Sein – Sukhavati
sagen wir, das Land der geistigen Reinheit – das ist die Grundlage der Anbetung,
der seelischen und geistigen Klarheit.“
„Ist das die Hauptaufgabe der
Tempel?“ fragen wir. Tumbimuttu nickt langsam und ernst, „ja, das ist der tiefste Sinn.“
3) Das Land rundum, Pflanzen und Tiere
Hannah zeichnet viel, auch malt sie etwas.
Bild 28
Einmal zeigt sie uns ein Blatt mit dieser Zeichnung:
„Habe ich an einer Tempelwand gefunden, dort ist die Skulptur
noch viel schöner.“
3) Das Land rundum, Pflanzen und Tiere
Hier sind auch viele, sehr zahme Tiere. Am meisten sehe
ich pelzige graue, gestreifte Tierchen, die unseren Eichhörnern ähneln und
überall rum klettern. Gelegentlich läuft ein Fuchs umher, und ein paar
hundartige Tiere gibt es. - Ach ja, was machen eigentlich unsere Hunde? Die Mutter und zwei ihrer Kinder sind mit uns den ganzen Weg gelaufen, sie haben sich selbst ernährt, haben kleine Tiere gefangen und gegessen, auch manchmal Wurzeln. Nun leben sie hier irgendwo mit den Bharaten in den Dörfern, ab und zu treffen wir uns und sind alle sehr erfreut. Doch mit unserer Frauengruppe sind sie nicht mehr zusammen.
An den kleinen Seen stehen oft weiße Vögel, die auf
Wassertiere warten, die sie fix fangen und verschlingen. Diese Vögel sehen
ähnlich aus wie unsere grauen Fischreiher, nur sind sie kleiner. Einmal saß ich
an einem der Seen still in mich gekehrt und sah teilnahmslos einfach in die
Ferne. Gerade war ich ohne Gedanken. Weit hinten am Himmel bildeten sich große
schwarze Wolken. Da sah ich einen Schwarm dieser schneeweißen Vögel vor der
Schwärze (oh je, hier gibt es gar keinen Schnee, nie). Da geschah etwas ganz starkes in mir, in meiner Seele wurde es ganz
klar und hell. Dieser Anblick war so stechend einfach und klar . . .
es war für einen Augenblick in mir ebenso. Dieses langsame und sorgsame
Fliegen der Tiere – diese tiefe Schwärze der Wolke – und da schoß ein Blitz aus
der Wolke, weit hinter dem Vogelschwarm. Dieses Erlebnis war stärker und klarer als alles,
was mir in den Tempeln schon begegnet war.
Viele Affen rennen umher, mit sehr langen Schwänzen. Wenn
wir sitzen, kommen sie oft und es ist als ob sie nach etwas zu essen betteln.
Jedenfalls ab und zu bekommen sie einen kleinen Bissen. – Wer gar nicht erst
bettelt sondern flink angeflogen kommt, wenn sie was Essbares sehen, sind
Krähen, die ich frech finde. Sie stürzen vom Baum, in dem sie sitzen und aufpassen,
stürzen sich geschickt herab und lassen sich nur schwer verscheuchen. Wir
müssen immer aufpassen, daß sie uns nicht ins Hungern treiben durch ihre Gier
und Schlauheit. Viele Leute haben eine Art Hut aus Metall, den sie über ihr
Essen stülpen, den können die Krähen nicht so schnell anheben.
In der Dämmerung sehe ich oft Iltisse und Marder umher
laufen. Sie haben nichts mit uns zu tun, sehen aber hübsch aus. – Nicht selten
höre ich nachts ein unheimliches Geheule – wir haben das auf unserer Wanderung
oft gehört, wie kleine hungrige Kinder klingt es: das sind Schakale, die wie
kleine Schäferhunde aussehen, oder kleine Wölfe.
Bei meinen Wanderungen durch die Wälder sehe ich schon mal einen großen Bären, aber die kommen
nicht dahin, wo Menschen sind. Ich halte mich da raus und gehe weg, wenn einer
umher streift. Ich habe gehört, daß so einer mal einen Mann erdrückt hat, der
im Wald Bambus geschlagen hat, als Baumaterial. Der Mann war mit seiner Frau
und einem Kind losgezogen, und als er tot war, hat die Frau das zweite Kind
geboren. Dieses Kind habe ich später als erwachsenen Mann mal kennen gelernt, Ganesh Bredeka nennt er sich.
Kleine bunte Hunde schleichen im Unterholz umher, und ab und zu kommt einer von
denen und sieht sich bei den den Menschen um, geht aber bald wieder.
Mäuse
und Ratten laufen überall umher. Fledermäuse möchten sich gerne tagsüber in die
Tempel hängen, werden aber immer wieder verscheucht, denn sie machen Dreck, den
sie einfach fallen lassen. Dann haben sie hier große Fledermäuse, die langsam
und gelassen nachts in die Bananenhaine fliegen und die Früchte holen und
essen. Am Tag hängen sie sich alle zusammen zum Schlafen in kahle Bäume, aber
dauernd schreien einige von ihnen – wie sie da schlafen können, verstehe ich
nicht.
Im Wald ist mir mal eine Herde von etwa 15 großen
Wildkühen begegnet, die sie hier Gor nennen. Sie haben eindrucksvolle Hörner,
doch so friedlich, daß ich sie am liebsten gestreichelt hätte – aber man kann
nie wissen . . . – Und Elefanten auch
zwei Mal. – Ein Leopard lief mir mal über den Weg, er kehrte schnell aus dem
Dickicht zurück, sah mir noch mal ins Gesicht und verschwand dann. Wahrlich die
vollendete Eleganz, dieses Tier.
4) Die
himmlischen/heiligen Kräfte
Tambimuttu meint, in das Allerheiligste des Tempels werden die Sucher erst eingeladen, wenn sie seelisch rein sind. Manche sind das von Anfang an, manche brauchen lange Zeit und viele Tränen werden vergossen.
Bild 29
Der Jagadamba-Shakti Tempel,
vom Kandaríya aus gesehen
Wir werden von einer Priesterin eines Tages eingeladen: „sammelt euch in vier Tagen unten vor der Treppe nach oben, vor dem
Jagadamba-Tempel, dem Tempel der weiblichen Kraft Shakti, wir holen euch dann
ab. Morgens, wenn die Sonne aufgeht.“
Bild 30
Einblick ins Tempeltor zum Jagadamba Tempel
Unsere Erwartung ist groß. Schon
lange vor dem Sonnenaufgang sind wir am Fuß der Treppe. Aus dem maulartigen Tor
hören wir zaghaft wieder die Musik der vergangenen Wochen, immer nur in leisen
Klängen, dann wieder Stille. Wir fühlen uns reiner als je zuvor. Uns kommen die
Gedanken, wir sind also doch ein wenig wert, werden von den Leuten hier
angenommen. Schließlich haben wir uns nach Sitte des Landes gekleidet und
sprechen nun ein wenig von ihrer Sprache, die sie Hindi nennen.
Noch andere warten, alles
Bharater in ihren weißen Tüchern, alles Frauen. Nun sind wir etwa zwanzig, und
einige Priesterinnen kommen und wechseln unsere Roben gegen hell-rosa-farbene
Roben – besonders fein gekleidet kommen wir uns nun vor. Dieses ist der Tempel
der Shakti, die frauliche Kraft, er wird Jagadamba genannt und steht ganz in
der Nähe des Shiva-Tempels, den sie Kandaríya nennen. Die Musik klingt von
innen heraus, aber gleichzeitig auch aus dem Shiva-Tempel, wo sich Männer
versammeln.
Ein wenig mühselig klettern wir
die hohen Stufen hoch. Unsere Roben flattern etwas, denn es weht ein
Morgenwind. Es ist angenehm, wie der leichte Wind unter die Robe weht und
kühlt. Oben im Eingang stehen ein paar Priesterinnen, mit zusammen gelegten
Händen und leichter Verbeugung begrüßen sie uns, ebenso wie wir zurück grüßen.
Es ist sehr feierlich. Die Stimmen von der Plattform und aus dem Park gehen an
meinen Ohren vorbei, es wird immer stiller. Aus dem Tempel weht ein Duft.
Ich bin so gerührt, mir fließen
Tränen, mein Gesicht ist ganz nass, eine Priesterin lächelt mir zustimmend zu,
obwohl ich das kaum sehen kann vor Tränenschleier. Leicht berührt sie meine
Schulter, rückt meine rosa Robe ein wenig zurecht, streicht über meine Tränen.
Im kleinen Eingangsraum streichen
uns zwei Priesterinnen über den Körper, ihre Hände duften, und sie geben diesen
Duft weiter an unsere Roben, Gesichter und Haare. Leise hören wir die Flöte.
Hinten im fast-Dunkel schimmern ein paar kleine Lichter. In einem größeren Raum
vor dem Altar flackert am Boden ein Feuer, es leuchtet lila. Langsam
gehen wir in den größeren Raum und setzen uns um das Feuer auf Kissen, die dort
schon liegen, im Kreis. Ich halte die Hände zusammen gelegt vor mein nasses
Gesicht, meine Geste der Feierlichkeit. Der anbetenden Feierlichkeit.
Bild 31
Jagadamba: das Feuer im Maha-Mandap, dem Versammlungsraum vor dem Garbha griha, dem allerheiligsten Ort der Shakti.
Nun wird die Musik direkter,
klarer, ein wenig lauter. Ich sehe umher, und finde die Musiker, sie sitzen in
einer Nische. Nun ist das Ganze nicht mehr nebelhaft in dunklen Wald-Ecken oder
unter überhängenden Felsen. Alles ist ganz klar, ganz klar neben uns, nur ein
paar Armlängen entfernt. In der Mitte der Musikergruppe brennt ein helles
Feuerchen, das ihnen hilft, ihre Instrumente richtig zu greifen. Nun sehe ich
genau die acht Musiker und ihre Instrumente. Es scheint, daß einer mit einer
langen Querflöte die anderen anleitet, dirigiert, er hält die Flöte zu seiner
linken Seite, die anderen Flötisten zu ihrer rechten. Er sitzt in der Mitte,
und wendet sich mal dem einen, mal dem anderen Musiker zu, aufmunternd oder
dämpfend.
Dann bedient einer eine Art
Laute, eine recht große Laute. Ihre Musik klingt immer wieder stark hervor.
Einer rührt zwei kleine Trommeln mit viel Geschick und zeitweise Erregung, von
ihm gehen die Rhythmen aus. Und eine längliche Trommel liegt auf einem Schoß
und wird wechselnd auf der rechten und der linken Seite geschlagen. Zwei lange, einfache
Lauten sind da, auf denen die Spieler immer nur einen Ton anzupfen, der summend im Hintergrund schwebt.
Doch, doch, so was wie Nebel sind
da: Ins Feuer in der Mitte zwischen unserem Kreis wirft eine Priesterin ab
und zu ein paar Büschel Kräuter, und die verglimmen und erzeugen einen leichten
Nebel und einen verführenden Duft.
Lange, den ganzen Tag sitzen wir im Kreis um das
Feuer, wir sieben Frauen aus dem Norden und noch neun einheimische. Trotz des
Feuerchens sehe ich die Gesichter der bharatischen Frauen nicht, ihre Gesichter
sind fast schwarz. Nur ihr Augen-Weiß, ihre Zähne und die hellen Roben leuchten
in dem felsenartigen Raum. Warum schreibe ich „felsenartig“? Der ganze Tempel
hat innen nicht etwa einfach glatte Wände und Decken. Sondern da ragen immer
wieder in den Stein gehauene Figuren und Zipfel, und Konsolen, auf denen Figuren
stehen, die das Dach auffangen („Karyatiden“ sagen bei uns im Norden die Baumeister dazu).
Vielleicht klingt die Musik hier
so klar, weil die Felswände so gestaltet sind – es gibt keine Echos. Flöte und
Laute spielen nun ein sehr langsames, stimmungsvolles Stück, das ich gerne
höre. Dann kommen die kleinen Trommeln zart dazu. Doch das Hin und Her verwirrt
mich. Es kommt nur selten ein längeres Stück Rhythmus auf, danach wieder fast
gemächliche Musik – immer angeleitet von der großen Flöte – und dann wieder
fast heftige Trommelwirbel. Langsam steht eine nach der anderen dunklen Frauen
auf und bewegt sich ruhig tänzerisch mit der Musik, ein Tanz denke ich – aber
so langsam . . . Sie lassen ihre Roben
mit den Händen umher wedeln; die Arme beugen sie über den Kopf und winken
leicht mit den Händen – mit den Händen langsam über allem.
Sie winken uns zu, auch
aufzustehen und mit zu tanzen. Zögernd erhebt Jelka sich als erste, dann wir
anderen, und bewegen uns mit, bewegen uns mit im Schwarm der schwarzen Frauen.
Alle in den rosa wedelnden Tüchern. Ich komme mir mit meinem Tanz reichlich
linkisch vor – im Vergleich mit der Eleganz der Bharaten. Etwas schneller wird
unser Tanz – bis ich merke, ich drücke mit meinem Tanzen eine tief innere
Stimmung aus, die Musik und meine Stimmung fließen zusammen – ich beginne,
diese Musik zu erkennen, zu verstehen, anzunehmen. Nun wird sie schneller,
nicht viel, und meine Bewegungen beschleunigen sich auch etwas, aber wir
bleiben weiter zusammen – die Musik und meine Seele, sozusagen.
Unser dunkler Freund Tumbimuttu
ist mit im Tempel, sitzt aber still in einer Ecke – „die Frauen sollen hier unter sich sein.“ Er zeigt uns einen Zettel
auf dem er in lateinischer Schrift dieses geschrieben hat: „RAGA MALAYA MÁRUTAM – so heißt dieses Stück,“ sagt er (Fußnote 2). Es
endet nach langer Zeit langsam auslaufend und stiller werdend. So werden auch wir Tänzerinnen still und bleiben
noch lange stehen, beobachtend wie das alles auf uns selbst wirkt, wie die Musik in
uns nachklingt und nachzittert. Die Musiker lächeln uns freundlich zu und
freuen sich, wie wir in diese Welt einsinken.
Eine nach der anderen setzen wir
uns auf unsere Kissen, dem Feuer
zugewandt. Es ist mir ein heiliges Feuer, leicht flackernd und duftend.
Meine Augen halte ich zu, der Geist wird immer stiller, keine Gedanken laufen
mehr im Kopf umher, nur ein Bild ist vor mir: ein Tor ist geöffnet, und
dahinter ist ein unendlicher Raum, nichts. Bis zum Sonnenuntergang sitzen wir so. Da zwischen wird ein warmes Getränk gereicht, und ich glaube, es macht mich müde. Ich schlafe im Sitzen für eine Weile ein, und das ist wohl gut so, denn es wird eine große Nacht kommen, eine lange Nacht.
So still war es noch nie, während
dieser ganzen Reise zu den Tempeln war es nie so still. Nicht einmal die
Nachtvögel schreien hier mehr, und die hohen Bäume rauschen nicht. Nur im Kopf
ist ein sehr leises Rauschen. Ich höre viele Geräusche im Körper, Geräusche im
Darm, das Pochen des Herzens und des Pulses an vielen Stellen. Nur noch meinen
Körper höre ich, ganz leise und doch deutlich. Ein Fuß schmerzt etwas, ich
hatte mich beim Wandern daran verletzt. Wenn ich den Schmerz annehme, wird er
gering. Gelegentlich recke ich mich, das hat mein Körper nötig um nicht
einzuschlafen, taub zu werden. Dann wieder die große Stille.
Vieles geschieht in dieser Zeit, viele Erfahrungen, die ich nicht in Worten beschreiben kann, nur: ich sinke tief in dieses Erfahren. Eine klare, glänzende Stimmung . . ., so still wie die Nachtluft, sie breitet sich in meinem Kopf aus und erfüllt mich, diese klare Erfahrung. Wie ein großer, blauer Kristall.
Vieles geschieht in dieser Zeit, viele Erfahrungen, die ich nicht in Worten beschreiben kann, nur: ich sinke tief in dieses Erfahren. Eine klare, glänzende Stimmung . . ., so still wie die Nachtluft, sie breitet sich in meinem Kopf aus und erfüllt mich, diese klare Erfahrung. Wie ein großer, blauer Kristall.
Noch bevor es morgen-dämmert besuchen
wir das Bild der Shakti. Eine Reihe von Butterlampen stehen um sie herum, und
Duftstäbe brennen – die Knaben sind nicht da, waren sie vielleicht
nur ein Traum? Ein Traum meiner Sehnsüchte? In ihrer Nische steht dieses sehr
weibliche Bild, so wie ich es vor ein paar Tagen im Tagtraum mit den anbetenden
Knaben gesehen hatte.
Bild 32
Shakti ParvatiLeise summt die große Flöte im Hintergrund, und ich gebe mich dieser so sehr weiblichen Kraft hin, bete sie dankbar an, lege mich mit zusammen gelegten Händen bäuchlings vor ihr auf den Boden, den ich nun wie alles hier als sehr heilig empfinde. Und für eine Weile ist mir, als ob mein Körper mit den Steinplatten verschmilzt.
– dann, wie es morgen-dämmrig
wird, nicht lange vor dem Sonnenaufgang, wird mein Geist heller, beginnen Vögel
an zu zwitschern und zu singen. Eine Priesterin bringt uns ein heißes früh-Getränk.
Und dann der Sonnenaufgang – sie strahlt in den maulartigen Eingang und gibt
dem Tempelraum für eine kurze Zeit ein wunderliches Licht – neblig-gelb, das
bald wieder vergeht – die Sonne ist weiter gewandert. –
Es ist ein Hinab-Steigen, die
hohen Stufen hinunter auf die Plattform. Hier liegen und sitzen ein paar Leute
in ihre düsteren Decken geschlagen, schlafen oder sehen scheu auf die Figuren
an den Wänden des Tempels. Zwei Priesterinnen wandeln leise umher und bewachen
die Stille der Leute. Tumbimuttu geleitet uns hinab in den Park. Wir baden im
See und wandeln im Park umher. Da ist ein kleines Lager mit seitlich offenen
Zelten gegen die heiße Sonne. Wir legen uns in den Schatten, und bald schlafe
ich ein – erst traumlos, jedenfalls erinnere ich mich nicht, später habe ich
Träume, eigentlich nur eine verträumte, klare, hellblaue Stimmung ohne weitere
Geschehnisse oder Bilder. Ich fühle mich in mir zuhause, die Stimmung aus dem
Tempel da oben setzt sich fort, es ist fast alles still in mir, genauer kann
ich das gerade nicht schreiben. Nach dem Schlaf sitze ich noch lange, bis in
die Nacht unter der Zeltbahn. Was die anderen tun, ist weit weg von meiner
Aufmerksamkeit. Später schlafe ich wieder ein bis nachts ein Nachtvogel schrill
schreit und mich zurück holt in das, was um mich ist. Bis zum Sonnenaufgang
bleibe ich sitzen und gehe dann für längere Zeit an den See und in die Wälder.
Im Wald begegnet mir ein Leopard, der mich nur einen Augenblick ansieht und
weiter schleicht. Eine sehr intime Begegnung.
Zurück in den Tempelpark. Auf
Anraten von Tumbimuttu steige ich nun auf die Plattform des Kandaríya Tempels.
Er ist der Tempel, der der männlichen Kraft Shiva gewidmet ist. Und bleibe dort
mehrere Tage, vertiefe mich in die Figuren an den Außenwänden, finde eine Menge
von Reizen oder gar Anfechtungen, die wieder seelische Punkte in mir anzünden,
anregen, anreizen.
Tatsächlich, hier – in den
steinernen Figuren – finde ich Männliches, das mir weniger verständlich ist als
das, was ich am Shakti Tempel Jagadamba sah. Die Männerkräfte, Männerbegierden,
Männer-schwächen, auch die Schönheit der Männer finde ich hier. Ja, viele
Liebesangebote der Männer, andererseits auch die Liebesangebote der Frauen
begegnen mir und erregen mich.
Aus dem Innern des
Kandaríya Tempels höre ich leise die Musik der Gruppe, die ich schon seit Tagen
höre. Leise eine der Flöten, und beherrschend die Wirbel der kleinen Trommeln.
Nach drei Tagen auf dem Podest und nach drei Tagen Streitereien zwischen meiner
Seele und den Figuren sammelt uns eine Priesterin für eine Nacht im
Tempel. Wieder das Gefühl, es ist gewiß recht, daß ich nun hinauf darf,
wiederum vom Größten erleben darf.
4) Ich verliere mich in Shiva´s Kräfte und
Tanz
Wieder sitzen wir im Kreis um ein
Feuer, und in einer Nische – ähnlich der im Jagadamba-Tempel – hat sich die
Musik-Bande geschart. Wie ich höre, ist dieser Tempel der ureigene Platz dieser
Musiker. Leise stimmen sie wieder ihre Instrumente. Mit dem Stück RAGA PILU beginnen sie
leise. (Fußnote 2)
Es ist recht leicht und besteht
aus einigen kurzen Melodiestücken, die aneinander gereiht sind und sich
wiederholen. Dennoch, so sehr ich mich in manches reingehört habe – fremd
bleibt sie noch lange.
Nun sind wir zur Hälfte Männer:
sieben nordische Frauen, sieben bharatische Männer. Im Kreis sitzen wir abwechselnd, Mann – Frau – Mann – Frau . . . . Hier wird wohl etwas
anderes stattfinden. Alle haben wieder ein Kissen, und wir sitzen mit
gekreuzten Beinen. Dann setzen sich je ein Mann und eine Frau gegenüber. Die RAGA PILU-Musik leitet uns wieder zur Stille.
Doch die Priesterinnen – auch zwei Männer sind dabei – regen uns an, einander
in die Augen zu sehen, genügend Lichter brennen im Raum. Die Augen der Bharater
sind schwarz wie ihre Haut, es ist schwer, ihre Pupille im Umkreis der fast
schwarzen Iris zu erkennen. Doch spannend ist es, da wir nicht wissen, ob sie
uns wirklich ansehen. Für die Bharater mag es aufregend sein, unsere hellen
Augen mit dem Blau zu sehen, wir Frauen aus dem Norden haben alle blaue Augen,
einige ganz hell, andere dunkler, aber alle blau, Jelka die hellsten. Bald
fängt mein Körper leise an zu zittern – diese dunklen
Augen! Der Mann mir gegenüber könnte mein kleiner Bruder sein, so jung-flaumig
ist sein schwarzer Bart, so weich seine Wangen. Und seine langen, schwarzen Haare hängen herunter wie bei uns nur
die Haare der Mädchen. Auch er zittert. Er ist gekleidet in ein paar bunte
Tücher. Ja, er sieht aus wie ein Mädchen, sein Bart ist noch zu jung für einen Mann – und das ist mir recht so.
„Setzt euch paarweise gegenüber auf ein Kissenpaar, und seht euch dann in
die Augen.“ Und dann: . . . . . . . . . .
Bild 33
. . . . eine der tiefsten Begegnungen –
von hier aus geht es gemeinsam weiter zum höchsten Bewußtsein, zur höchsten Klarheit.
Lange später stehen wir nacheinander wieder auf, die langen Gewänder beginnen
unsere Interpretation des Taktes zu übernehmen. Und Tanz, Tanz, Tanz, immer
ekstatischer – oh, Khajuraho-Nächte. Ich kann es nicht fassen, mir fehlt der
Ausdruck. So geht es lange Zeit – Chandra, der halbe Mond wandert von einem Fenster
zum nächsten und so weiter, bis nahe an den Untergang. Es wird leiser, nur noch
eine Tamboura summt. Chaurasia schnauft vor vergangener Anstrengung. Duftwolken
steigen von den Feuern auf, lila leuchtend, aus eigener Kraft leuchtend.
Bild 34
TEMPLUM Kandaríya, wir sehen vom Eingang zum Allerheiligsten, dem Garbha griha,
das Symbol von Shiva, Lingam.
Hier haben wir gesessen und sind in die Unendlichkeit aufgestiegen – haben einander angeregt: die Frau den Mann, der Mann die Frau
Hier haben wir gesessen und sind in die Unendlichkeit aufgestiegen – haben einander angeregt: die Frau den Mann, der Mann die Frau
An der hinteren Wand der Altar der Gottheit – Shiva,
Männlich-Göttliches, das Gewaltige, Shiva´s Lingam, Männlich-Göttliches.
Es erscheint die menschliche Figur des Shiva, in unsere Richtung
blickend. Das Dritte Auge, Ajña, öffnet sich auf der Stirn, und ein brennender
Lichtstrahl, flackernd, all-weltlich . .
. es scheint mir, daß der Strahl meine
Stirn trifft . . . in Heiligkeit trifft . . .
In voller Wachheit empfinde ich das Heilige Licht. Es durchströmt meinen
Körper – ich möchte sagen, es durchströmt meine Seele. Alles ist zauberhaft
hell in mir. Ist das vielleicht Gott? Eine lange Zeit . . . . Da beginnt die Flöte wieder, und im Zusammenklang mit den anderen
Instrumenten reißt diese neue Musik mich aus der Stille und reißt mich zum
Tanz, schließlich zum wilden Tanz – „das
ist Nataradsch, was dich ergreift,“ sagt Tumbimuttu.
Die Iránne taucht auf und
flüstert mir zu, „wir nennen das RAGA HAMSADHWANI. Es passt
zur Nacht. Nun kannst du dich ganz hineinfallen lassen, tu es.“ Und ich
lasse mich so los in den wilder werdenden Tanz, daß es mir scheint, mein Körper
fällt auseinander, zerfällt in Stücke. „Ja,
das ist in etwa Nataradsch (NATARAJ), wie wir
sagen,“ raunt die Iránne mir zu. „Der
Weltentanz Shiva´s, der Ewigkeitsstanz.“
(RAGA HAMSADHWANI ist hier
zu hören: Fußnote 2)
Und so geht es eine halbe Nacht.
Der langhaarige Jüngling tanzt noch wilder als ich es kann. Manchmal vergeht
mir der Atem. Nun beginne ich erst recht zu zittern, heftig an zu zittern. Von
sich aus gehen meine Arme auseinander und wollen den schönen Jüngling umarmen.
Wir treffen uns vor dem strahlenden Bild Shiva´s, und da tanzt neben Shiva
seine Geliebte Shakti, oder wie der Junge sagt, „Parvati nennen wir sie auch“. Shakti hält dem Shiva eine Schale
hin, aus der ein Feuer lodert – „Parvati reicht ihrem Shiva das Feuer der Ekstase – so muß es sein: die Frau reicht dem Mann das
Feuer der Ekstase,“ sagt der Junge. „So
sind unsere Regeln, die Regeln des Tantra. Die Leute sagen, ich sehe aus wie eine Frau, so weich – also tauschen wir einander dieses Feuer aus . . . das Frauliche reicht es dem Fraulichen.“
Das sind meine Erfahrungen als
nordische Frau in diesem wilden Land, in diesem alten Volk . . . , diesen ungewöhnlichen Leuten mit der schwarzen
Haut, den noch schwärzeren Haaren – und mit den dunklen Augen, die so uralt und
erfahren aussehen, schon bei den kleinen Kinder.
Und die anderen Nordland-Frauen?
Eta hatte die schwierigsten Erfahrungen, der Lichtstrahl aus Shiva´s Stirn hat
ihr schwere Kopfschmerzen bereitet, sie konnte sich dieser göttlichen Größe
nicht hingeben. Sie entdeckte, daß sie sich sogar ihrem christlichen Gott
nicht hingeben konnte – noch viel weniger der Kraft
Shiva´s, die ihr so direkt gegenüber stand. „Nein, Shiva ist nicht Gott, hat aber auch große Stärke, die ich nicht
an mich ranlassen mag. Gott mag dahinter stehen.“ Eta fand keine Nähe zu
einem der langhaarigen Jünglinge, sie blieb einsam in dieser Nacht. Mit
schmerzlichem Gesichtsausdruck. Später hüllte sie sich das Ende ihrer Robe um
den Kopf und hockte sich unter einen Bodhi-Baum, wo sie schließlich sitzend
einschlief – wie sie morgens sagte.
„ . . . weit hinter Shiva stehen? – und Shakti?“ frage ich. Am Morgen liege ich
mit Hannah unter einer Zeltbahn, und wir sagen einander das, was wir erlebt
haben, vor dem Bilde Shakti´s und Shiva´s – dann
schlafen wir selig umschlungen, und dann, wie die Sonne kurz vorm Untergehen
ist, streicheln wir einander unsere Körper, nackt unter der Bahn liegend. Es
ist ja so warm. Nicht täglich blieben wir bei den Tempeln. Wir wanderten durch
die Dörfer und halfen weiter bei den Ernten. Und dann die Wälder und Flüsse.
Ein paar Male sahen wir Krokodile im Fluß – eine Warnung hier nicht zu baden.
Und viele Schlangen krochen umher, manche zischten, manche kümmerten sich nicht
um uns.
Im Park hören wir immer wieder
leise einzelne Takte von Chaurasia´s Flöte. Unterbrochen von dem Geschrei der
bharatischen Kuckucke und anderer Tiere. Auch Kinder jauchzen im Spiel und
rufen einander zu „Shaktiii!“, „Shivaaa!“ Auf den Feldern stehen
Vogelscheuchen, die wie Bilder von Shakti oder Shiva aussehen: die wilden Tiere sollen
sich fürchten vor diesen Stärken und fliehen – tun
sie´s? Erst wenn Kinder angerannt kommen und schreien, „weg, weg!“
5) Prem Giri –
Berg der Liebe
Ihr versteht, was mich immer mehr ergreift?Es sind nicht nur die mädchenhaften Jünglinge, auch dieses hier:
Im Park
wurde unter einem großen Baum mit herabhängenden Zweigen – oder eher Wurzeln,
Luftwurzeln könnte ich sagen . . . da wurde ein Dach aufgestellt, Sonnenschutz,
Regenschutz. Ständig sehe ich da einen alten Mann sitzen, „Prem Giri“ nennen die Leute ihn. Nachts schläft er hier, und er
isst und trinkt hier, denn das alles wird ihm gebracht. Nur entleeren tut er
sich irgendwo hinter einem Gebüsch, das als heilig geltend nur für ihn ist,
alle anderen bleiben hier weg. Nur für ihn –
die Heiligkeit!
Doch,
was er zu sich nimmt, ist sehr wenig, fast nur Wasser. Oft sitzen Menschen hier
und sind einfach still, sie genießen seine Stille, möchte ich sagen. Prem Giri
tut nichts – und das ist es, was auch mich anzieht. Sieht nur unbeteiligt in
die Ferne – oder in unsere Augen.
Sein
Name hat Bedeutung. Ja, Giri ist der Berg, und Prem die Liebe. Doch welche Liebe, ich sage einfach in meiner Sprache „Liebe“, Tumbimuttu benutzt das
lateinische Wort „AMOR“. Er sagt aber auch, „das
ist ein Wort, nur ein Wort für eine so vielfältige Sache, und das ist zu
unklar. Da haben wir hier viele Wörter für diese große Vielfalt von dem, was im
Westen nur einfach AMOR genannt wird.“
„Prem ist die Liebe zum Höchsten, ihr sagt zu
DEO, zu
Gott.“ Ob Prem Giri überhaupt je redet?
Ich habe ihn nie gehört. Die Leute legen ihm ehrfürchtig Essen und Trinken hin,
meistens besondere Leckereien, die er an Kinder weiter verschenkt. Wenn Kinder
kommen, lächelt er mit ihnen. Er scheint sich viel Kindliches bewahrt zu haben.
Wenn er was mitteilen will, schreibt er es auf einen Zettel, aber ich verstehe
seine Sprache nicht und kann seine Schrift nicht lesen. Hier in Bharat gibt es
ja viele Sprachen und Schriften. Seine besondere Botschaft aber ist für mich
sein Schweigen, und die Schönheit seines lächelnden Gesichtes.
Aryafrau
berichtet nun: „Die Frauen aus dem Norden
entschwinden meiner Beobachtung. Ich vermute, sie sind nicht wieder zurück
in die alte Heimat gewandert, alle sechs sind in Jeya-kabhukti geblieben oder gar in Travancore,
selbst Eta, die eigentlich einen so starke Sehnsucht nach der Ferne hat, aber
immer wieder an ihre Grenzen stößt.
Nun muß ich mit meinem Berichten aufhören, ich
weiß nichts weiteres über diese mittelalterliche Wanderung. Wenn ich Neues
erfahre, werde ich das hier anschließen.“
Email-Adresse: Ma.Aryafrau(et)gmx.de
Damit Ihr meine verschiedenen Berichte/Blogs über Khajuraho finden könnt, gebe ich Euch das folgende Inhaltsverzeichnis an, das ist eine Weiser-Liste mit den jeweiligen Blog-Adressen:
(Die Zahlen dienen meiner eigenen Übersicht)
Die Gesamtübersicht über alle meine Blogs findet ihr hier:
002 - neue Gesamtliste:
http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/
002 - neue Gesamtliste:
http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/
Hier der erste Blog, der erste Zugang zu Khajuraho, das Inhaltsverzeichnis:
301 - Khajuraho-Tempel - Tantra, spirituelle Erotik
http://khajuraho-mein-tantra.blogspot.de/
Den ersten Blog, die Allgemeine Einführung, findet ihr in
302 - Khajuraho Tantra - EINS:
http://tantra-khajuraho-eins.blogspot.com/
Der nächste Blog
303 - Khajuraho Tantra - ZWEI (im Shiva-Kandariya Tempel)
ist hier:
http://tantra-khajuraho-zwei.blogspot.com/
Dann kommt der Blog
304 - Khajuraho Tantra - DREI a (im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-aaa.blogspot.com
Zwischen-Blog
305 - Khajuraho - Begegnen der Inneren Frau - auch erlebt im Jagadamba:
http://khajuraho-innere-frau.blogspot.com/
Die letzten Erlebnisse im Jagadamba-Tempel
306 - Khajuraho - Tantra DREI b (weiter im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/
Der Blog
307 - Khajuraho - Tantra VIER, die Sharduln:
http://khajuraho-shardul.blogspot.com/
Der Blog
308 - Khajuraho - Tantra FUENF
– die mittelalterliche Kleidung, die Wickelstrümpfe,
die eigenartige Kleidung der Leute auf den Tempelwänden:
http://wickelstruempfe.blogspot.com/
Der Blog
309 - Khajuraho - Tantra SECHS, Diskussion:
http://tantra-khajuraho-fuenf.blogspot.com/
Der Blog
Den ersten Blog, die Allgemeine Einführung, findet ihr in
302 - Khajuraho Tantra - EINS:
http://tantra-khajuraho-eins.blogspot.com/
Der nächste Blog
303 - Khajuraho Tantra - ZWEI (im Shiva-Kandariya Tempel)
ist hier:
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Dann kommt der Blog
304 - Khajuraho Tantra - DREI a (im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-aaa.blogspot.com
Zwischen-Blog
305 - Khajuraho - Begegnen der Inneren Frau - auch erlebt im Jagadamba:
http://khajuraho-innere-frau.blogspot.com/
Die letzten Erlebnisse im Jagadamba-Tempel
306 - Khajuraho - Tantra DREI b (weiter im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/
Der Blog
307 - Khajuraho - Tantra VIER, die Sharduln:
http://khajuraho-shardul.blogspot.com/
Der Blog
308 - Khajuraho - Tantra FUENF
– die mittelalterliche Kleidung, die Wickelstrümpfe,
die eigenartige Kleidung der Leute auf den Tempelwänden:
http://wickelstruempfe.blogspot.com/
Der Blog
309 - Khajuraho - Tantra SECHS, Diskussion:
http://tantra-khajuraho-fuenf.blogspot.com/
Der Blog
310 - Khajuraho - Tantra SIEBEN, Zitate:
http://tantra-khajuraho-sieben-osho.blogspot.com/
Der Blog
311 - Khajuraho - Tantra ACHT, Literatur-Liste:
http://tantra-khajuraho-acht-literatur.blogspot.com/
Der Blog
312 - Khajuraho - Tantra NEUN:
"Der Rote Kiesel" - eine Fantasiegeschichte in den Wäldern rund um Khajuraho:
http://der-rote-kiesel.blogspot.com/
Der Blog
311 - Khajuraho - Tantra ACHT, Literatur-Liste:
http://tantra-khajuraho-acht-literatur.blogspot.com/
Der Blog
312 - Khajuraho - Tantra NEUN:
"Der Rote Kiesel" - eine Fantasiegeschichte in den Wäldern rund um Khajuraho:
http://der-rote-kiesel.blogspot.com/
Der Blog über das Land um Khajuraho
313 - Khajuraho - Tantra ZEHN:
Das Land um Khajuraho - wie es heute aussieht:
http://tantra-khajuraho-zehn.blogspot.com
Der Blog mit Garuda
314 - Khajuraho - Garuda meine mystische Ankunft in Khajuraho ELF:
(Garuda ist ein mystischer Vogel in Asien)
Dieser Blog der Frauenwanderung
315 - Khajuraho - Frauenwanderung von Bremen - um 1300
http://tantrische-frauenwanderung.blogspot.de/
(mein Versuch, in Indien die mittelalterlichen Tantra-Tempel zu verstehen)
Fremde Khajuraho-Blogs:
von ffranz mit meinen Kommentaren:
501 - Meine Wurzeln in Indien:
~~~~~~~~hier
später weiter~~~~~~~~~~~~~~~~~
Fußnoten des Autors, der eigentlich
Aryaman Stefan Wellershaus ist.
1) die Bilder
Bild 4 ist aus Das Hausbuch, Bilder aus dem deutschen Mittelalter. Insel-Bücherei Nr. 452.
Das Bild 5 der Sappho habe ich im Intenet gefunden.
Bild 14 im Internet.
Alle anderen Bilder sind v0n mir: Bild 22 nach einer Fotographie von Martin Hürlimann. Bilder 13 und 32 nach einem Foto im Buch von Pramila Poddar & Pramod Kapoor, "Temples of Love", 1992, Lustre Press, New Delhi 110 002.
Das Aquarell von Ephesos (Bild 6) habe ich nach Beschreibungen in einem Buch (vielleicht von Peter Bamm, Frühe Stätten der Christenheit) gemalt. Die Bleistiftzeichnungen habe ich abgepaust von Fotografien, zum Teil eigene, zum Teil im Internet gefundene. Dabei habe ich manche Veränderungen während der Zeiten berücksichtigt und vermutete Urzustände gezeichnet.
2) Musik
Die Musik von Hari Prasad Chaurasia habe ich gehört auf der Musik-Cassette "Live inside Khajuraho" aus der Serie "Music Today", A99034 B, 1999 Living Media India Ltd., 9 K Block Connaught Circus New Delhi - 110001. Ich finde die Stücke bei Amazon angeboten: auf CD und MP3-Album: http://www.amazon.de/Live-Inside-Khajuraho-Vol-II/dp/B004KKYF3Y/ref=lh_ni_t?ie=UTF8&psc=1&smid=A3JWKAKR8XB7XF .
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Aryaman Stefan Wellershaus ist.
1) die Bilder
Bild 4 ist aus Das Hausbuch, Bilder aus dem deutschen Mittelalter. Insel-Bücherei Nr. 452.
Das Bild 5 der Sappho habe ich im Intenet gefunden.
Bild 14 im Internet.
Alle anderen Bilder sind v0n mir: Bild 22 nach einer Fotographie von Martin Hürlimann. Bilder 13 und 32 nach einem Foto im Buch von Pramila Poddar & Pramod Kapoor, "Temples of Love", 1992, Lustre Press, New Delhi 110 002.
Das Aquarell von Ephesos (Bild 6) habe ich nach Beschreibungen in einem Buch (vielleicht von Peter Bamm, Frühe Stätten der Christenheit) gemalt. Die Bleistiftzeichnungen habe ich abgepaust von Fotografien, zum Teil eigene, zum Teil im Internet gefundene. Dabei habe ich manche Veränderungen während der Zeiten berücksichtigt und vermutete Urzustände gezeichnet.
2) Musik
Die Musik von Hari Prasad Chaurasia habe ich gehört auf der Musik-Cassette "Live inside Khajuraho" aus der Serie "Music Today", A99034 B, 1999 Living Media India Ltd., 9 K Block Connaught Circus New Delhi - 110001. Ich finde die Stücke bei Amazon angeboten: auf CD und MP3-Album: http://www.amazon.de/Live-Inside-Khajuraho-Vol-II/dp/B004KKYF3Y/ref=lh_ni_t?ie=UTF8&psc=1&smid=A3JWKAKR8XB7XF .
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